Ehemalige afghanische Sicherheitskräfte schließen sich dem Islamischen Staat an

Getötet bei dem Anschlag wurde auch der Taliban-Kommandeur Mullah Hamdullah Mokhles, hier im Präsidentenpalast nach der Einnahme von Kabul.

Bei dem Anschlag auf das Krankenhaus in Kabul wurde ein für Sicherheit zuständige Taliban-Kommandeur getötet. Das Taliban-Regime versucht, die Stärke des IS-K herunterzuspielen, die mit der Jagd auf ehemalige Sicherheitskräfte weiter wachsen könnte.

Bei dem Anschlag am Dienstag auf das Krankenhaus Sardar Mohammad Daud Khan in Kabul sind nach Angaben von Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid 7 Menschen getötet und 5 verletzt worden. Es kursieren weit höhere Opferzahlen. Nach Angaben einer Krankenschwester, die flüchten konnte, sollen mindestens 23 Menschen gestorben und 50 verletzt worden sein. Der Anschlag zeigt, dass der afghanische Ableger des Islamischen Staats, ISA-Khorosan, auch in der Hauptstadt zuschlagen kann und genügend Mitglieder rekrutieren kann, um Selbstmordanschläge durchzuführen oder bei Angriffen getötet zu werden.

Vermutlich gab es zwei Selbstmordattentäter, die zwei Sprengungen ausführten, danach griffen fünf Kämpfer das Krankenhaus an. Sie seien alle getötet worden, bevor sie eindringen konnten, heißt es vom Islamischen Emirat. Nach einem Video vom Einsatz einer Taliban-Einheit am Krankenhaus sieht es so aus, als wären die Angreifer eingedrungen. Auch einen Tag nach dem Angriff durften Journalisten nicht das Krankenhaus betreten. Aber die Taliban werden solche Vorfälle herunterspielen oder vermeiden, sie zu berichten, wo dies möglich ist, um nicht zu offenbaren, dass sie die Lage nicht im Griff haben.

Getötet bei dem Anschlag wurde auch der Taliban-Kommandeur Mullah Hamdullah Mokhles. Er war bekannt als Anführer der Taliban-Kämpfer bekannt geworden, die am 15. August nach der Flucht der afghanischen Regierung in den Präsidentenpalast eingedrungen waren und sich dort als die neuen Machthaber inszeniert hatten. Mokhles soll mitverantwortlich für die Sicherheit Kabuls gewesen sein. Die Taliban gaben seinen Tod bislang nicht offizielle bekannt. Es kursieren auch Berichte, nach denen zwei der Angreifer gefangengenommen wurden, es soll sich um Ausländer handeln.

Es finden aber auch in anderen Teiles des Landes Anschläge und Angriffe des IS-K statt, beispielsweise in Kandahar, Kundus oder Dschalalabad. Die von Ahmad Massoud geleitete Widerstandsfront, die sich nach der Einnahme des Panschir-Tals in unwegsame Bergregionen zurückgezogen hat, berichtet auch von Kämpfen. Massoud soll nach Tadschikistan gereist sein, um von dort aus den Widerstand zu organisieren.

Das Wall Street Journal berichtet, dass ehemalige Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes und Elitesoldaten, die von den Taliban gejagt werden, sich dem IS-K anschließen würden. Die Zahl sei noch klein, aber sie wachse an. Dadurch würde IS-K Kenntnisse in Kriegsführung und Informationsbeschaffung erhalten, die im Kampf gegen die Taliban zum Einsatz kommen.

Zitiert wird der Ex-Chef des Geheimdienstes Rahmatullah Nabil, der sagte, IS-K werde für ehemalige Angehörige der Sicherheitskräfte, die von den USA zurückgelassen wurden, attraktiver. Sie würden sich dem Widerstand anschließen, und IS-K sei die einige bewaffnete Gruppe im Land. Das könnte zu einem Szenario wie im Irak nach der Besetzung durch die Amerikaner kommen, als viele Militärs und Geheimdienstmitarbeiter unter Hussein sich dem Islamischen Staat angeschlossen haben. Immer wieder wird berichtet, dass ehemalige Mitarbeiter der afghanischen Sicherheitsdienste verschleppt und getötet wurden.

Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte daraufhin, die Taliban bzw. das Islamische Emirat habe eine allgemeine Amnestie ausgesprochen, niemand habe sich um seine persönliche Sicherheit zu sorgen. Es kursieren Videos, die zeigen, dass Menschen in Fahrzeugen am helllichten Tag erschossen werden. Offene Gewalt scheint es auch gegenüber ehemaligen Soldaten und Polizisten zu geben. Es kursiert ein Video, das zeigt, wie brutal die Taliban gegen einen angeketteten und wehrlosen ehemaligen Soldaten vorgehen. Und dann werden auch wieder öffentlich Hinrichtungen ausgeführt, man kann annehmen, ohne ordentliche Rechtsprechung. Willkürliche Gewalt ist gang und gäbe.

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