Kein Kriegsbeginn heute Nacht, wie US-Regierung und Medien vorhergesagt hatten

Verteidigungsminister Shoigu und Außenminister Lawrow heute Vormittag. Das Foto wurde von Maria Sacharowa, der Pressesprecherin des Außenministeriums, verbreitet.

Die US-Regierung hält weiter an der Kriegswarnung fest, Maria Sacharowa bittet um Termine, um den Urlaub planen zu können, Edward Snowden kritisiert Geheimdienste und Medien.

Haben die Geheimdienste, die ja nie offiziell, sondern nur unter der Hand durch anonyme Informanten oder durch Regierungsvertreter bis hinaus zum amerikanischen Präsidenten, tatsächlich gemeint, Russland würde am 16. Februar um 3 Uhr nachts  die Ukraine angreifen oder war es nur ein Blöff, um einen Showdown zu inszenieren?

Noch am Freitag war offenbar die US-Regierung bei einem Briefing der Alliierten damit hausieren gegangen, dass ein Angriff wahrscheinlich am 16. Februar beginnen werde. Zuvor hatte Jack Sullivan, der Sicherheitsberater des Weißen Hauses, davon gesprochen, dass ein Angriff bevorstehe und noch vor dem Ende der Olympischen Spiele geschehen könne. Und Geheimdienst- oder Regierungsberater waren emsig darum bemüht, die Botschaft an die Medien zu liefern, damit diese Exklusivmeldungen über den Kriegsbeginn veröffentlichen konnten. Noch am Dienstag blieb Biden unter Berufung auf die Geheimdienste dabei, dass eine Invasion jederzeit möglich sei: „An invasion remains distinctly possible.“

 

Vor allem die amerikanische und britische Regierung spielten zusammen und hatten schon früh Botschaftspersonal aus der Ukraine abgezogen und dringlich Bürger aufgefordert, umgehend die Ukraine zu verlassen. Es kursierten Gerüchte, dass in der US-Botschaft Dokumente verbrannt und Computer zerstört würden. Auch andere Länder zogen mit und bestätigten damit die amerikanischen Warnungen, die aber im luftleeren Raum blieben. Beweise wurden nie geliefert, der Pressesprecher des US-Außenministeriums verwies darauf, dass man doch den Geheimdiensten Glauben schenken müsse, auch wenn die gerne mal strategisch kommunizieren und Lügen verbreiten. Zuletzt in Afghanistan, am Markantesten aber vor dem Irak-Krieg, als sich die damalige US-Regierung nicht scheute, die fabrizierten „Erkenntnisse“ über die Massenvernichtungswaffen Husseins und dessen Zusammenarbeit mit al-Qaida der UN-Generalversammlung zu präsentieren.

Zwar bemühte sich die ukrainische Regierung immer wieder, die Menschen zu beruhigen und zu erklären, dass sich die Bedrohungslage nicht verändert habe, dass es keine Anzeichen für einen Angriff gebe und dass das dauernde Gerede von einem möglichen Krieg nur die Ukraine destabilisiere, was Russland zugutekäme. Das hinderte aber weder das Weiße Haus noch die Medien daran, vor einem unmittelbar bevorstehenden Krieg zu warnen.

Vom Kreml wurden Angriffspläne stets verneint, am Montag verkündete der Kreml, dass nach einem Briefing durch Außenminister Lawrow Putin weitere Gespräche bejaht hatte. Dazu kam am Dienstag die Ankündigung eines Truppenabzugs, allerdings gleichzeitig mit der Bekanntgabe von weiteren großen Militärübungen – und einer mit großer Mehrheit in der Duma beschlossenen Resolution, die „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk als unabhängige Staaten anzuerkennen, was das Ende des Minsker Abkommens und einen Angriff auf die territoriale Integrität der Ukraine bedeuten würde. Vorbereitet war dies durch die erleichterte Ausgabe von russischen Pässen an die Bewohner der „Volksrepubliken“. Der Kreml wird vorerst die Resolution nicht übernehmen, aber die Möglichkeit eines solchen Schritts ist nun eine Drohkulisse.

In Russland witzelte man eher über das Staccato an Kriegsbehauptungen aus dem Westen, sprach von „Hysterie“. Maria Sacharowa, die Sprecherin des US-Außenministeriums, bat um Informationen über den Beginn des Kriegs, um ihren Urlaub planen zu können: „Eine Anfrage an die amerikanischen und britischen Desinformationsmedien Bloomberg, The New York Times, The Sun usw. – den Zeitplan für unsere „Invasionen“ für das kommende Jahr bekannt geben.  Ich würde gerne einen Urlaub planen.“

Lädiert sind nicht nur die amerikanischen Geheimdienste und die Medien, die brav und unkritisch alle angeblichen Informationen weitergegeben haben, auch wenn sie sagen, dass mit dieser Informationsstrategie die Pläne des Kremls durchkreuzt worden seien. Edward Snowden schrieb gestern an die Medien, die er zuvor gegeißelt hatte, weil es nichts Groteskeres gebe als Medien, die einen Krieg herbeischreiben: „Wenn sich niemand zu der für morgen früh um 3 Uhr angesetzten Invasion Bidens einfindet, will ich nicht behaupten, dass Ihre journalistische Glaubwürdigkeit im Rahmen einer der Desinformationskampagnen, über die Sie so gerne schreiben, instrumentalisiert wurde, aber Sie sollten zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen.“

Und: „Wenn es morgen eine Invasion gibt, können Sie sich auf mich stürzen, denn dann habe ich mich spektakulär geirrt. Aber denken Sie auch daran, dass der Grund für meine Skepsis darin liegt, dass der US-Geheimdienst (wieder einmal) wirklich spektakuläre Behauptungen aufgestellt hat, ohne irgendwelche Beweise vorzulegen – weil Sie sie nicht von ihm verlangt haben.“

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Ein Kommentar

  1. Bei mir stellt sich immer mehr ein das es mich Langweilt mit der Ukraine.
    Es ist so offensichtlich wie verschleiert wird, das korrupteste Land in Europa hat Angst, dass es kein Geld mehr gibt. Teilweise machen sich „demokratische“ Volksvertreter“ mit dickem Portemonnaie aus dem Staub. Die Wirtschaft knickt ein, weil wie geschrieben der alte POTUS seinem Geheimdienst glaubt. Kann auch sein das es nur so gesagt wird und die Strategie aus seinem Büro kommt.
    Die Russen scheinen auch bei der Publik Relation dazu gelernt haben. Abgeordnete fordern Anerkennung der „Separatisten“ der Ukraine, wie Helmut Kohl auf dem Balkan. Da wird, wie schon geschehen, gegen die Idee im Westen gegeifert werden, Putin wird das verhindern.
    Kein Krieg, keine Anerkennung und kein Umsetzen des Minsker Abkommen. Ich sehe schon Putin wie den Phönix aus der Asche aufsteigen. Es bröckelte bisher schon in der EU und NATO. Entgegen der veröffentlichte Meinung ist die Meinung im Volk (Umfragen) https://www.ost-ausschuss.de/de/PM%20Forsa%20Gesamt
    eine andere. Jetzt das noch Fracking Gas aus USA, dafür müssen noch Schiffe und Entladung Stationen für Milliarden Euro gebaut werden, um dann mehr Euros für das Gas auszugeben. Wie sicher der Lieferant ist, muss noch getestet werden.
    Ein Aspekt bei RT (weil sie nicht senden dürfen) https://de.rt.com/international/131510-chinesische-forscher-usa-brauchen-ukraine/
    Ich möchte auch bemerken, dass auf dieser Seite gut nachvollziehbar über den Nato -Russland Konflikt berichtet wird.

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