Märtyrertum in Mariupol – wozu?

Asovstal

Ewigen Ruhm verspricht Selenskij für diejenigen, die sich im Stahlwerk Asovstal verschanzt haben, angeblich mit Zivilisten. Eine Propagandaschlacht.

 

Während die lange erwartete Offensive der russischen Truppen im Donbass begonnen hat, verteidigen sich weiterhin die im Stahlwerk Asovstal eingeschlossenen Asow-Milizen und andere Soldaten verzweifelt, was als heroisch dargestellt wird. Die Stadt Mariupol ist längst von den russischen Truppen und denen der „Volksrepublik Donezk“ (DNR) eingenommen worden.

Immer noch ist unklar, warum die aussichtlos Eingeschlossenen sich  nicht ergeben dürfen oder wollen. Nach russischen Angaben haben sich mehr als 3000 bereits ergeben, aber es gibt einen harten Kern, der entschlossen ist, bis zum Tod zu kämpfen – aber um was zu verteidigen oder eher zu demonstrieren?

Würde damit der Mythos der Freiwilligenverbände zerfallen, die schon 2014 für ihren heroischen Mut als „Cyborgs“ gefeiert wurden? Fürchten die vielen ausländischen Kämpfer, in eine lange russische Gefangenschaft zu kommen, denn Russland will den Mitglieder der Freiwilligenverbände, auch wenn diese meist der Nationalgarde und damit dem ukrainischen Innenministerium formell unterstehen, nicht nach den Regeln der Genfer Konventionen als Kombattanten behandeln. Braucht die ukrainische Regierung Märtyrer, um den Widerstand aufrechtzuerhalten? Schließlich hat Selenskij die Ukrainer als das tapferste Volk bezeichnet, das niemals aufgeben wird. Erfolgt die Verklärung, weil das ukrainische Militär den Eingeschlossenen nicht helfen kann, was diese zunehmend als Verrat sehen? Allerdings ist noch kein Aufbegehren bei den im ganzen Land operierenden Freiwilligenbataillonen bekannt geworden, die einerseits die Stütze der Verteidigung sind, aber auch für bekannt gewordene Kriegsverbrechen verantwortlich zu sein scheinen, wie das schon 2014/2015 der Fall war. Oder sollte es, was als Gerücht zirkuliert, ausländische Berater, beispielsweise Militärs, geben, deren Präsenz nicht bekannt werden soll? Das würde es aber sowieso, wenn die Eingeschlossenen schließlich überwältigt würden, was früher oder später der Fall sein wird. Soll diese Erkenntnis möglichst hinausgezögert werden, um der Ukraine weiter Waffen und auch schwere Waffen liefern zu können?

Während die russischen Streitkräfte schon länger Asow und Co. vorgeworfen hat, sich hinter Zivilisten zu verstecken und diese an der Flucht zu hindern, scheint Asow – die als Lautsprecher der in Asovstal Eingeschlossenen auftreten und offenbar das Kommando haben – dies zuletzt bestätigt zu haben. In einem Hilferuf wurde auf viele Frauen, Kinder und Alte verwiesen, die angeblich in den Tunnels Zuflucht gesucht hätten. Es wurde auch Videos gezeigt, allerdings ist nicht klar, ob diese wirklich dort gedreht wurden. Interessanterweise wurde auch mitgeteilt, dass es sich um Familienmitglieder der Kämpfer handelt, die nun durch die Präsenz diese schützen sollen.

 

Die russischen Streitkräfte hatten gestern humanitäre Korridore für die Zivilisten zur Evakuierung angeboten. Es wären aber nur 120 Zivilisten herausgekommen, die sich aber nicht im Werk, sondern im Eingangsgebäude aufgehalten hatten. Es war auch ein Korridor für Soldaten und Kämpfer eingerichtet worden, die sich ergeben wollen. Aber aus dem Werk kamen weder Zivilisten noch Kombattanten, obgleich Asow einen solchen Korridor am Montag von den führenden Politikern der Welt gefordert hatte. Russland könne man nicht vertrauen, offenbar hat man auch die Hoffnung auf Kiew aufgegeben. Angeblich wurde ein Krankenhaus im Stahlwerk von den russischen Truppen bombardiert. Es seien viele Menschen unter den Trümmern begraben, behaupteten ein Asow-Kommandant und der ukrainische Oligarch und Abgeordnete Taruta, was selbst ukrainische Politiker nicht bestätigen wollten.

Das russische Militär fordert nun die im Stahlwerk Verbliebenen ab Mittwoch Mitternacht halbstündlich auf, sich bis 14 Uhr zu ergeben. Garantiert werde“ Leben, Sicherheit und medizinische Versorgung“. Ein Ultimatum war bereits verstrichen. Es könnte die letzte Warnung vor massiven Angriffen sein. Am Dienstagabend kam ein neuer Appell von Kalina, dem stellvertretenden Kommandeur des Asow-Regiments, der sich symptomatisch nicht an die Regierung richtete, sondern an die Nation: „Wir werden kämpfen, wir werden jede Munition einsetzen, die wir noch haben, aber wir fordern das Mutterland auf, die Zivilisten, die Verwundeten und die Leichen wegzubringen.“

Während Asow keine von den russischen Truppen eingerichteten Korridore akzeptiert, erklärt der ukrainische Präsident Selenskij, diese würden die Einrichtung von solchen blockieren. Mariupol ist das Mittel, so lange sich noch Kämpfer im Stahlwerk halten, um die westlichen Länder unter Druck zu setzen, Waffen und Geld zu liefern, um den Krieg fortzusetzen und den Ukrainern, die sich heroisch opfern sollen, einen Sieg zu versprechen: „Wenn wir Zugang zu allen Waffen hätten, die wir brauchen, die unsere Partner haben und die mit den Waffen der Russischen Föderation vergleichbar sind, hätten wir diesen Krieg bereits beendet. Wir hätten den Frieden wiederhergestellt und unser Territorium von den Besatzern befreit. Denn die Überlegenheit des ukrainischen Militärs in Taktik und Klugheit ist ganz offensichtlich.“ Zugleich wird Russland als „Ursprungsort des absolut Bösen“ bezeichnet.

Selenskij hat Putin angeboten, den vom Geheimdienst SBU inhaftierten ukrainischen Oligarchen Medwedschuk gegen die „Zivilisten und Verteidiger von Mariupol“ auszutauschen. Das wird als Angebot bezeichnet. Medwedschuk wurde des gleichen Vergehens wie Poroschenko angeklagt, der weiterhin frei in der Ukraine lebt, zudem ist er der Chef der Oppositionsplattform, man hat also einen Oppositionskandidaten inhaftiert und unschädlich gemacht. Selenskij rechnet aber vor allem damit, dass Putin persönliche Beziehungen zu Medwedschuk hat, was auch darauf hinweist, wie der ukrainische Präsident Politik versteht. Ein wenig wirr sind Selenskijs Äußerungen darüber, dass Russland das „Angebot“ abgelehnt hat, weil Medwedschuk kein russischer Bürger und kein Kriegsgefangener ist:

„Leider hören wir keine Reaktion Russlands auf das Tauschangebot, das die Zivilisten und Verteidiger von Mariupol retten könnte. Und dieses Schweigen sollte von allen zur Kenntnis genommen werden, die mit Russland in Verbindung stehen oder stehen könnten. Wenn ihr Schicksal entschieden ist, wird Moskau schweigen. Dies ist signifikant. Und das ist das beste Argument, die Russische Föderation nicht zu kontaktieren.“

Für die „Verteidiger von Mariupol“ gibt es lediglich Dankbarkeit: „Höchste Dankbarkeit vom ganzen ukrainischen Volk an die 36. Brigade Asow, die 12. Brigade der Nationalgarde der Ukraine, die Grenzschutzbeamten, die Freiwilligen des Rechten Sektors, das 555. Militärkrankenhaus, die Polizei und die Territoriale Verteidigung. Ewiger Ruhm allen, die sich für Mariupol, unseren gesamten Staat und das Volk der Ukraine eingesetzt haben!“ Ob das noch lange gut geht?

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10 Kommentare

  1. Da hatte Selenskyj eine Idee, wie man gleichzeitig einen Oppositionsführer loswerden und die eigenen Truppen ohne Aufwand retten kann. Schockierend an der Sache ist, dass man derart dummdreiste Vorschläge verbreiten und propagandistisch verwerten kann! Aber heutzutage geht einfach alles. Man kann ja den Leuten auch einreden, dass 17 ppb Methan (parts per billion) einen Klimawandel herbeiführen.

  2. Die Frage ‚Warum‘ ist müßig. Es geht nur um Politik. Es geht nicht um Menschen.
    Bei einer sofortigen Kapitulation wären die Menschen nicht gestorben oder kaputt gegangen.

  3. So sieht es wohl aus. Die „Helden von Mariupol“ lassen sich hervorragend propagandistisch ausschlachten und haben daher gefälligst durchzuhalten bis zur letzten Patrone.
    Kennen wir doch von irgendwo her schon….
    Wichtig ist nur, dass sich die Länder der EU nicht erpressen lassen und es nicht dazu kommen darf, dass sich die Eskalationsspirale weiter dreht.

  4. Schade, dass der Hilferuf von Serhij Wolyna, Kommandeur der ukrainischen 36. Marineinfanteriebrigade, hier keine Erwähnung findet. Er hat nämlich um Evakuierung der verbliebenen Soldaten (nach russischen Angaben 2500 und 400 „Söldner“ – keine ukrainschen Angaben) und Zivilisten (nach russischen Angaben 1000 – mehrere Hundert nach ukrainischen Angaben) u.a. durch die internationale Gemeinschaft gebeten. Das klingt nicht gerade nach dem Wunsch auf einen Heldentod.
    „Kalina“ – eigentlich Swjatoslaw „Kalina“ Palamar, der doch nach Ihrer Berichterstattung vom 01.04. tot sein sollte (https://overton-magazin.de/politik-wirtschaft/beispiel-mariuopol-kriegsverbrechen-und-propaganda/), hat jetzt noch einen Appell gestartet – da wäre vielleicht eine kurze Erklärung nötig. Die Angaben von Taruta zu dem Angriff auf das Krankenhaus wurden von zwei Offiziellen wie folgt kommentiert: „Der Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andryushchenko, dementierte diese Aussage, und der Leiter der regionalen staatlichen Verwaltung von Donetsk, Pavlo Kyrylenko, bezeichnete die Informationen über die Massenopfer als unbestätigt.“ Zwei erscheint mir weniger spektakulär als Ihre Formulierung „ukrainische Politiker“. Zwischen Medwetschuk und Poroschenko scheint es einen Unterschied zu geben: Poroschenko ist im Januar nach Kiew zurückgekehrt und hat im März in einem Interview vor Putin gewarnt und scharfe Sanktionen gefordert (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/poroschenko-putin-ukraine-krieg-russland-100.html), Medwetschuk wollte untertauchen. Zum Gefangenenaustausch Medwetschuk – „Zivilisten und Verteidiger von Mariupol“ meldet der Deutschlandfunk am 18.04.: „Der SBU veröffentlichte ein Video von Medwetschuk, in dem er um seinen Austausch gegen die verbliebenen ukrainischen Verteidiger und Bewohner Mariupols bittet.“ und weist gleichzeitig daraufhin, dass über die Freiwilligkeit dieses Angebots keine Klarheit herrsche (https://www.deutschlandfunk.de/prorussischer-politiker-bittet-nach-festnahme-um-austausch-mit-eingeschlossenen-in-mariupol-100.html) Das widerspricht Ihrer Darstellung, dass Selenskij der Initiator ist.

  5. Die Eskalationsspirale dreht sich bereits knallhart weiter. Jüngste Verlautbarungen aus US/NATO/EU/D-Kreisen gehen davon aus, dass die Aufrüstung der Ukraine mit neuen West-Waffen die Zeitspanne bis zum Kriegsende verkürzt, vulgo die Wiederherstellung des alten Status herbeiführt. Gleichzeitig bemerken US-Politiker nebenbei, dass der Kriegszustand noch einige Jahre dauern könnte. Sind die wehrhaften Grünen denn so bescheuert und kapieren den Widerspruch nicht oder sind sie selbst so kriegsbegeistert wie ihre transatlantische Führungsmacht, die dem „Reich des Bösen“ endlich den Stecker ziehen will.

    Wenn das westlich unterstützte Gemetzel ein Ziel hat, dann ist es die Kapitulation der russischen Seite. Solange wird weitergebombt. Die Gewaltbereitschaft des freien Westen deckt sich unübersehbar mit dem de facto EU/NATO-Mitglied Ukraine. Man ist sich handelseinig darin, die russische Seite militärisch in die Knie zu zwingen und liefert das dafür erforderliche Material (was das genau ist und in welcher Dosis die Eskalation vorangetrieben wird, entscheiden übrigens die westlichen Kriegsplaner und nicht ein wildgewordener Selenskij). Kurzum, was man in Verhandlungen offensichtlich nicht zustande gebracht hat wird jetzt mit dem Mittel erzwungen, das im Reisegepäck der Diplomaten immer vorhanden ist.

    1. Ich fürchte, das Mittel, das da angedacht ist, könnte dieses sein:

      „Putin ‘Will Go Nuclear’ Says CIA Boss in Regime Change Set Up“

      https://headlineusa.com/putin-will-go-nuclear-says-cia-boss-in-regime-change-set-up/

      Nachdem die russischen Spielverderber schon vor Wochen auf Vorbereitungen zu einem Chemiewaffenangriff der anderen Seite hingewiesen haben, muß es jetzt aber wirklich die ultimative Waffe sein, um den Anlaß zu liefern. Wie war das mit den handlichen Mininukes?

  6. Am Überleben der „Insassen“ von Azovstal haben nur die Russen ein Interesse, damit sie sich anhören können, was die so zu erzählen haben.

    Zelensky dürfte froh sein, sie los zu werden, haben sie ihm persönlich doch mit der Ermodung gedroht sollte er „die Ukraine verraten“, sprich : sich auf Verhandlungen einlassen; für die Verwertung als für die Ukraine gestorbene Helden eignen sie sich aber allemal.

    Und der Westen – sollten sich tatsächlich Militärangehörige aus NATO-Staaten unter den „Helden“ befinden – dürfte hoffen, daß das nie beweisbar sein wird.

  7. Hinter der Ukraine steht die gesamte freie Welt und deren Jugend im Geiste Greta Thunbergs. Es ist wirklich fatal für das russische Volk, dass es sich von dieser kriminellen Clique in Staatsführung und Regionen, deren Kriechern und Bütteln derart missbrauchen und dirigieren lässt, dass es seinen kulturellen Untergang selbst nicht mehr gewahr wird und unisono verstockt reagieren wird, wenn es jetzt gehörig auf die Finger gibt.
    Русский, вы когда-нибудь слышали о своем долге, чтобы компенсировать ущерб, вызванный вашим оружием?

  8. Es sollen sich 2000 Nazis und 1000 Bürger dort aufhalten und wie man die Nazis kennt, werden die Bürger vermutlich nicht freiwillig dort sein. Denn warum sollten sie noch dort sein? Die anderen Bürger sind unter den Russen jetzt sicher und werden versorgt. Es macht daher keinen Sinn, dass sich Zivilisten dort aufhalten. Es wird vermutet, dass sich unter den Nazis ranghohe NATO Soldaten befinden. Sollten die in Gefangenschaft geraten, hätte die NATO mit Soldaten Krieg gegen Russland geführt, was ein Kriegsgrund wäre. Daher können sie gar nicht aufgeben, außer sie wollen einen Atomkrieg riskieren. Es gibt unbestätigte Berichte, dass sie versucht haben diese NATO Soldaten auszufliegen, was aber nicht geklappt hat. Sollte es diese NATO Offiziere wirklich geben, bleiben ihnen nur noch wenige Optionen. Entweder ihnen gelingt noch die Flucht oder die NATO Soldaten geraten in Gefangenschaft, mit allen Konsequenzen oder die NATO Soldaten werden von Nazis restlos beseitigt, darin sind sie schließlich geübt.

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