Wird die Wirtschaft durch Steuersenkungen „entfesselt“?

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Union und FDP warnen vor Steuererhöhungen für die Reichen. Die 25 reichsten Familien weltweit haben ihr Vermögen um 22 Prozent im letzten Jahr erhöhen können, heruntergetröpfelt ist da wenig.

CDU/CSU und FDP wollen die Wirtschaft entfesseln, um damit die Klimakrise zu bewältigen und nichts in der Sozialpolitik ändern zu müssen. Wenn es den Reichen noch besser geht, wird auch die Wirtschaft nicht besser florieren, dann wird es mehr Arbeitsplätze geben, was Armut reduziert und die Steuereinnahmen sprudeln lässt. Das ist das alte neoliberale Narrativ, das wir glauben sollen. Das hatte zuletzt Donald Trump mit Steuersenkungen für die Reichen vorgeführt, in dessen Spuren wandeln Laschet und Lindner, die auch noch glauben, dass die entfesselten Reichen ihr Geld in das investieren würden, was für die Zukunft der Menschheit entscheidend ist.

 

Während in der Zeit vor dem Neoliberalismus tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und breitem Wohlstand bestanden hat, auch weil es durch Steuern eine Umverteilung gegeben hat, sind seitdem die Reichen in den Gesellschaften relativ reicher und die Armen ärmer geworden. Da trickelt nichts herunter, dafür viel hinauf. Das hat mit der Finanzialisierung des Kapitalismus zu tun, was die Reichen praktisch leistungslos so hoch belohnt, dass sich Investitionen in die Realwirtschaft nicht mehr lohnen, befördert durch quantitative easing, sondern mehr und mehr an den Börsen gezockt wird.

Bloomberg, nicht gerade linker Ideologie zu verdächtigen, berichtet, dass weltweit überschüssige Liquidität, boomende Börsenmärkte und entsprechende Besteuerungspolitiken die Zunahme des Reichtums der reichsten Familien befördert haben. Die reichsten 25 Familien haben nun ein Vermögen von 1,7 Billionen US-Dollar, 22 Prozent oder 312 Milliarden mehr als 2020 – eindeutig Pandemie-Gewinner.

2018 auf 2019 gab es schon einen großen Sprung, 2020 auf 2021 noch einmal. Arbeitnehmer können nicht einmal von einer Lohnsteigerung von 22 Prozent träumen. Auch wenn es ein paar Prozent mehr sein sollte oder wenn der Mindestlohn ein wenig angehoben wird, fällt die Mehrheit der Gesellschaft immer weiter hinter dem Vermögenszuwachs der Reichen und Superreichen hinterher. Nur ein Bruchteil des Vermögens der realen Dagobert Ducks wird in die Realwirtschaft oder den Konsum investiert, sieht man vielleicht vom Weltraumtourismus ab, ansonsten geht es um das Wachsen des virtuellen Goldschatzes und die politische Absicherung, dass es so weiter geht. Dazu treten dann die Laschets und Lindners an.

Da sind die Waltons, denen die Hälfte von Walmart gehört. Sie sind die weltweit reichste Familie oder Dynastie mit einem Vermögen von 238 Milliarden US-Dollar, das sich in einem Jahr um 23 Milliarden vermehrt hat – als Familie sind sie reicher als Jeff Bezos oder Elon Musk. Nicht wegen der Umsätze von Walmart, einzig wegen der steigenden Werte der Walmart-Aktien.

Die Familie hinter dem französischen Mode-Konzern Hermes hat ihr Vermögen in einem Jahr um 75 Prozent auf 112 Milliarden gesteigert. Die Familie hinter Mars und die Kochs sind die zweit- und drittreichsten, die Boehringers mit fast 60 Milliarden die zehntreichsten, die Brüder Albrecht mit 51 Milliarden die zwölfreichsten. Auch Quandts sind dabei, liegen auf Platz 16 und haben ihr Vermögen in einem Jahr um 22 Prozent vermehrt.

Bloomberg räumt ein, dass manche Familien nicht auf die Liste kamen, weil ihr Vermögen wie das der Rockefeller-Familie zu weit gestreut ist, um es erfassen zu können.

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Ein Kommentar

  1. Ich würde noch anmerken das eine Schar Kapitalisten noch gar nicht benannt ist, die die nicht bekannt sind. Die Kapitalverwaltungen wie Blackrock und Co. da haben einzelne Firmen mehr Kapital als die meisten Haushalte der Staaten. Wo sie nicht mehr Kapital haben haben sie Sperrminoritäten.

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