Das Problem ist nicht allein die Massentierhaltung, sondern die Tierhaltung selbst

Bild: Humane Society of the United States/CC BY-SA-3.0

Seit Jahrzehnten wird über bessere Haltungsbedingungen gesprochen, auch mit Begrifflichkeiten wird weggeschaut.

Wenn wir Zusammenhänge nicht sehen, ist unser Wissen begrenzt. Deshalb müssen wir uns manches genauer anschauen. In Politik, Medien und tragischerweise sogar unter den Umweltschützer*innen wird häufig von „Massentierhaltung gesprochen. Ich selbst nutzte den Begriff auch immer wieder. Der Blick der meisten ist eingeengt und trainiert auf die immer selben Floskeln. Diese wiederum sind das Ergebnis eines jahrzehntelangen Wegschauens.

Der Begriff Massentierhaltung ist ein Euphemismus. Er beschönigt und verhüllt die Tatsachen, dass man eigentlich von Tierausnutzung sprechen müsste. Euphemismen wie Massentierhaltung sind dazu geeignet, die wahren Begebenheiten schon in einem einzigen Begriff abzumildern. Stimmt nicht? Wie anders lässt sich erklären, dass wir seit Jahrzehnten über bessere Haltungsbedingungen sprechen? Dass der Landwirt nur ein paar Cent mehr für seine gequälten oder dem Tode zugeführten Tierprodukte erhalten müsse, damit alles endlich „besser“ werde.

Der Massentierhaltungs-Euphemismus ist ein Betonpoller-Wort, an dem nicht gerüttelt werden soll. Ohne ihn würde viel deutlicher, wie lächerlich jede sogenannte Tierwohl-Initiative ist. Es kommt auf den Blickwinkel an.

Wären Sie selbst ein Nutztier, würden Sie sich beispielsweise nicht dafür bedanken, wenn man Ihnen ab dem Jahr 2030 eine Lebensfläche von einem DIN-A3-Blatt zur Verfügung stellt, statt der bisherigen Fläche eines DIN-A4-Blattes. Beides ohne Sonnenlicht. Wären Sie ein Schwein, würden Sie sich nicht sonderlich dankbar dafür zeigen, dass Sie in der Bio-Tierhaltung kein gentechnisch manipuliertes Soja erhalten, sondern italienisches. Und, ganz ehrlich, es wäre Ihnen vermutlich auch völlig egal, ob sie als konventionelles oder als Bio-Schwein bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück landeten. Und wo wir schon mal dabei sind: Ob Sie 100, 500 oder 5000 Stallnachbar*innen haben, bevor man Sie umbringt, würde Ihren Blick nicht wirklich ändern.

Hätte jede*r Fleischkonsument*in zu Hause sein eigenes Tier im Garten, so würde das nicht einmal das Ende der Massentierhaltung bedeuten, denn es würden immer noch Schweine in Massen gehalten, um sie schließlich zu töten. Das Problem ist nicht allein das der Massentierhaltung, sondern die Tierhaltung selbst. Es ist wichtig, dass wir das ab sofort im Blick haben, damit sich unsere Sicht ändert und wir uns anders verhalten können.

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