Flüsse enthalten weltweit pharmazeutische Wirkstoffe

Luang Prabang in Laos. Credit: John Wilkinson

Nach einer globalen Studie stellt in mehr als einem Viertel der Proben die Belastung durch pharmazeutische Wirkstoffe eine Gefährdung der Umwelt oder der menschlichen Gesundheit dar.

 

Wir vergiften sukzessive die Welt. Es geht längst nicht nur um die menschengemachte Klimaerwärmung, sondern um unseren Lebensstil und den Versuch, möglichst viel Profit aus allem zu machen, also möglichst billig konsumieren zu können. Das ist solange nicht verdammenswert, wie Reiche den Zugriff auf alles haben, aber auch, solange die Erde nicht als Lebensraum zerstört wird. Das aber passiert vor unseren Augen, die das zwar sehen, aber wir wollen keine Konsequenzen daraus ziehen.

Eine internationale Forschergruppe unter der Leitung der University of York hat erstmals eine globale Untersuchung von Medikamenten in Flüssen gemacht. Dafür wurden über 1000 Proben aus 258 Flüssen in 104 Ländern auf allen Kontinenten im Hinblick auf 61 pharmazeutische Wirkstoffe analysiert. Etwa in Venezuela bei einer indigenen Yanomani-Gemeinschaft, in der moderne Medikamente nicht genutzt werden, oder in dicht bevölkerten Großstädten wie Delhi oder New York sowie in allen unterschiedlichen klimatischen Zonen wie  im Hochgebirge, in der Polarregion oder in der Wüste.

In mehr als einem Viertel der Proben stellte die Belastung durch pharmazeutische Wirkstoffe (API) eine Gefährdung der Umwelt oder der menschlichen Gesundheit dar, so das Ergebnis. Berechnet wurde an jeder Probenahmestelle die Summe aller Wirkstoffrückstände. Nur in Island bei 17 Probenstellen und im Yanomami-Dorf mit 3 Probenstellen wurde gar kein Wirkstoff gefunden. Die höchste kumulative Konzentration gab es  in Lahore, Pakistan, gefolgt von La Paz, Bolivien und Addis Abeba, Äthiopien. Die stärkste Belastung wurde in Afrika und Asien gefunden. In Europa erwiesen sich die Proben in Madrid am stärksten kontaminiert.

Nach der Studie sind Flüsse am wenigsten belastet, wo es kaum Menschen gibt, z.B. in den Rocky Mountains oder in Ellidar-Fluss in Island, wo moderne Medizin nicht verwendet wird wie im Yanonamei-Dorf, wo es eine gute Abwasseraufbereitung gibt wie in Basel oder in Flüssen mit hohem Wasserdurchfluss wie dem Amazon unterhalb von Manau, dem Mississippi in St. Louis oder dem Mekong in Luang Prabang.

Koffein, Nikotin, Paracetamol und Cotinin wurden auf jedem Kontinent gefunden. Das seien Lifestyle-Substanzen, die man überall erhalten kann. 14 APIs, darunter Antidepressiva und Antihistamine wurden auch überall außerhalb der Antarktis entdeckt.  Carbamazepin, das zur Gruppe der Antiepileptika gehört, ist am meisten verbreitet und war in 62 Prozent der Proben enthalten. Die Konzentration dieser Wirkstoffe werden als besonders riskant gesehen: Propranolol  (Beta-Blocker),   Sulfamethoxazol (Antibiotike), Ciprofloxacin (Antibiotika) und Loratadin (Antihistamin).

Es gibt geografische Unterschiede und damit auch solche zwischen armen und reicheren Ländern. Am problematischsten sind Länder mit schlechten Abwassersystemen und ausreichend Geld für den Kauf von Medikamenten. In ärmeren Ländern werden weniger Antidepressiva und Antidiabetika gefunden.  Es gibt aber auch einen Zusammenhang mit dem Durchschnittsalter der Bevölkerung und mit der Arbeitslosigkeit.

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