Kinder nehmen zunehmend Nano- und Mikroplastik auf – schon im Mutterleib

Mikroplastikteilchen. Bild: Dantor/ CC BY-SA-3.0

Eine Metastudie weist darauf hin, dass Plastikpartikel einen Mix an toxischen Chemikalien enthalten. Was sie im Körper, vor allem in dem der Kinder, anrichten können, ist weitgehend unbekannt.

 

Die Menschen überziehen die Erde mit Plastik. Während im Anthropozän die Technik reift, von der Erde mit Raumschiffen flüchten zu können, aber keine Ersatzerde bislang bekannt ist, heizen wir die Erde an, verursachen wir das nächste Massenaussterben und machen wir die Erde auf vielfältige Weise unbewohnbar. Zudem überziehen wir mit dem künstlichen  Plastik in allen Varianten die Erde. Es lagert sich auf den Meeren und Binnengewässern, auf und in den Böden und im Grundwasser als neues Sediment ab. Und es dringt in Form von Mikro- und Nanoplastik in die Körper der Lebewesen, auch in die der Menschen ein, die sich allmählich mit Plastik anfüllen. Die Kinks haben schon 1969 den „Plastic Man“ besungen.

Wissenschaftler von der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) und dem Centre for Digital Life Norway (DLN) schreiben, dass Mikroplastik nach Studien auch bereits in der menschlichen Plazenta und in Neugeborenen zu finden ist. In ihrer im  Wissenschaftsjournal Environmental Health Perspectives veröffentlichten Metastudie schreiben sie, dass es praktisch unmöglich ist, Kinder und Säuglinge vor der Aufnahme von Mikro- und Nanoplastikteilchen zu schützen, zumal sie diese bereits in der Gebärmutter aufnehmen, wenn sie noch gar nicht geboren sind.

Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass die unterschiedlichen Plastikarten eine Vielzahl von toxischen Chemikalien enthalten, die mit den Nano- und Mikroplastikteilchen (NMPs)  in die Körper eindringen. Was die dort anrichten können und ab welcher Menge sie gefährlich werden, ist noch weitgehend unbekannt und nicht erforscht. Plastikprodukte können einen Cocktail von 40.000 Chemikalien enthalten, manche Plastikarten geben 80 Prozent der Toxine ins Wasser ab.

Kinder sind  stärker als Erwachsene Mikroplastik, aber auch anderen Giften ausgesetzt, sagen die Wissenschaftler, schon allein deswegen, weil die Plastikablagerungen und der Zerfall in Mikro- und Nanoteilchen in den letzten Jahrzehnten immer mehr zunimmt. Nach den Vereinten Nationen sind 79 % aller jemals produzierten Kunststoffabfälle auf Deponien, Müllkippen oder in der Natur gelandet, 12 % wurden verbrannt und nur 9 % recycelt.

Kleinkinder krabbeln herum und nehmen vieles in den Mund, sie essen, trinken und atmen mehr relativ zur Körpergröße als Erwachsene.  Viele Lebensmittel sind in Plastikfolien oder -behältern verpackt. Eine Studie schätzte, dass Säuglinge aus Saugflaschen 14.600-4.550.000 Partikel pro Tag aufnehmen. Und das in einer Zeit, in der Körper und Gehirn sich entwickeln, das Immunsystem nicht vollständig ausgebildet ist und selbst die Aufnahme von kleinen Mengen Giftstoffen sich gesundheitlich das ganze Leben auswirken kann.

„In den letzten Jahrzehnten waren schwangere Frauen und Kinder weltweit einer außerordentlichen Vielfalt von Kunststoffen ausgesetzt“, so die Wissenschaftler. „Wir glauben, dass Kinder in Bezug auf ihre Exposition und Anfälligkeit gegenüber NMPs einzigartig sind. Dennoch fehlt es an grundlegenden Erkenntnissen über die Exposition von Kindern gegenüber NMPs sowie an kinderspezifischer Toxikologie. Unsere Bewertung der fragmentierten (aber wachsenden) Evidenzbasis über die frühkindliche Exposition gegenüber NMPs gibt Anlass zur Sorge.“

Es sei dringend erforderlich, die gesundheitlichen Auswirkungen von Mikro- und Nanoplastikpartikel und den in ihnen enthaltenen toxischen Chemikalien zu untersuchen. Man könne zwar dafür sorgen, dass Kinder etwas weniger Plastik aufnehmen, aber man kann es nicht vermeiden, weil Mikroplastik zunehmend mehr auch im Staub in Wohnungen ebenso ist wie in Lebensmitteln

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2 Kommentare

  1. Die immensen Probleme, die der immer weiter zunehmende Plastikeintrag in die globale Lebenssphären verursacht, sind mittlerweile schon seit Jahrzehnten bekannt. Ernsthaft wird dagegen nichts unternommen, eher im Gegenteil. Die Durchdringung mit Plastikmaterialien nimmt immer weiter zu, die Abfallmengen sind unvorstellbar gross. Wie ein göttliches Verhängnis bricht das alles über uns herein. Eine Änderung dieses Zustandes ist kaum vorstellbar.

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