Klimaangst grassiert unter den jungen Menschen weltweit

Aufruf zum Aktionstag von Fridays for Future

Nach einer Umfrage in 10 Ländern haben die jungen Menschen Angst vor den Folgen der Klimaerwärmung und der Zukunft allgemein, sie sind gestresst und sehen die Menschheit zum Untergang verurteilt, von den Regierungen sieht sich die Mehrzahl betrogen.

Die jungen Menschen und die nachfolgenden Generationen sind von den Folgen der Klimaerwärmung am stärksten betroffen, während die vorhergehende Generation, die noch an den Schalthebeln der Macht sitzt, trotz Wissen entscheidende Veränderungen verschlafen oder verweigert haben. Manche wie die AfD stecken ihren Kopf in den Sand und verweigern sogar, die Akzeptanz der Ergebnisse der Klimaforschung, die schon jetzt immer deutlicher sichtbarer werden.

Den Generationenkonflikt tragen gerade Scholz und Laschet mit Baerbock aus, aber auch die Grünen stehen unter Druck der jungen Menschen wie von Fridays for Future, die schnelle und entschlossene Veränderungen fordern, so lange es noch ein Fenster dafür gibt. Da aber in den vergreisenden Ländern der Anteil der älteren Menschen und Wähler steigt, die von den Folgen der Klimaerwärmung noch nicht so betroffen sind, ist fast zu erwarten, dass in Deutschland wie anderswo zwar viel Lippenbekenntnis von den Politikern praktiziert wird, aber mit der schnellen Umsetzung von radikalen Veränderungen der Produktions- und Lebensweisen wird man weiter zögern, ist man doch angeblich für Freiheit und gegen Verbote, wofür die jungen Menschen und die späteren Generationen zahlen müssen.

Eine in Lancet Planetary Health veröffentlichte Umfrage in 10 Ländern (Australien, Brasilien, Finnland, Frankreich, Indien, Nigeria, Philippinen, Portugal, UK und USA) unter zehntausend 16-25-Jährigen, die Mitte Mai bis Anfang Juni befragt wurden, lässt klar erkennen, dass die jungen Menschen den Ernst der Stunde begriffen haben. Finanziert wurde die Umfrage von Avaaz, ausgeführt von mehreren Wissenschaftlerteams angeführt von der University of Bath. Schade ist, dass nicht auch Ältere befragt wurden, um einen Vergleich der Generationen zu ermöglichen.

Das Ergebnis macht deutlich, dass bei den jungen Menschen eine ganz realistische „Klimaangst“ entstanden ist, die dadurch gefördert wird, dass sie auf die Politik wenig Einfluss haben und dass die Regierungen viel zu wenig machen, um die weitere Klimaerwärmung zu stoppen. Der psychologische Stress wächst. 59 Prozent sind sehr oder extrem besorgt über den Klimawandel, insgesamt besorgt sind 84 Prozent, also fast alle. 75 Prozent sagen, dass „die Zukunft beängstigend“ sei, auf den Philippinen sind es sogar 92%, in Brasilien 86% und in Portugal und Indien 81%. Die Angst ist höher in den südlicheren Ländern, am geringsten ist sie mit 56 Prozent in Finnland.

No Future ist nun kein Zeichen von Revolte mehr, sondern eher von Angst. 56 Prozent stimmten der Aussage zu „Die Menschheit ist dem Untergang geweiht“ (Humanity is doomed“). In Indien ist diese Haltung mit 76% am stärksten vertreten, gefolgt von den Philippinen, Brasilien und Portugal. Die jungen Menschen aus Nigeria, Finnland und den USA sind weniger pessimistisch, aber auch hier sagen dies über 40 Prozent. 39 Prozent sind unschlüssig, ob sie wegen der Klimaerwärmung Kinder auf die Welt bringen wollen

Die Hälfte der jungen Menschen sagt, sie würden sich traurig, ängstlich, wütend, macht- und hilflos, aber auch schuldig fühlen, für 45% haben ihre Gefühle über die Klimaerwärmung ihr Leben und ihr Denken negativ beeinflusst. Optimismus und Gleichgültigkeit werden am wenigsten genannt. Von den 81 Prozent, die mit anderen über die Klimaerwärmung gesprochen haben, sagten fast 50%, sie seien damit ignoriert oder abgewiesen worden.

Es gibt offensichtlich ein wachsendes Gefühl, dass die Regierungen zu wenig machen, die jungen Menschen sehen sich eher betrogen als akzeptiert.  In den Ländern, in denen die auf die Klimaerwärmung reagierende Regierungspolitik am stärksten als unangemessen bezeichnet wird, sind auch Klimaangst und -stress sowie der Eindruck des Betrogenwerdens am stärksten. Ein Drittel glaubt allerdings auch, dass ihre Regierung genug macht und man ihr vertrauen kann, aber eine Mehrzahl sagt, die würde die Jungen nicht beachten, über ihre Klimapolitik Lügen verbreiten und sie sowie künftige Generationen verraten.

Die Wissenschaftler zeigen sich besorgt über die Folgen für die psychische Gesundheit: „Ein solch hoher Grad an Stress, funktionellen Auswirkungen und Gefühlen des Betrogenwerdens wird zweifellos die psychische Gesundheit der Kinder und jungen Menschen beeinflussen. Klimaangst mag keine psychische Störung sein, aber die Folgen der Klimaerwärmung zusammen mit fehlendem Regierungshandeln sind chronische, langfristige und potentiell unentrinnbare Stressfaktoren. Das sind Bedingungen, in denen Probleme der psychischen Gesundheit sich verschlimmern.“ Man dürfe aber nicht davon ausgehen, dass Klimaangst nur durch ökologische Katastrophen verursacht werde, sondern eben auch durch Erwachsene und Regierungen, die die Gefahren nicht bekämpfen. Das werde als Ungerechtigkeit und moralisches Unrecht empfunden. Zitiert wird die Äußerung eines 16-Jährigen: „Ich denke, das ist für junge Menschen anders. Für uns ist die Zerstörung des Planeten eine persönliche Angelegenheit.“

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