Gendern hilft!

Bild: Markus Spiske/unsplash.com

Neulich ein bisschen Kebekus-Show gesehen. ARD. Wahnsinnig lustig, zum Wegschmeißen. Einfach herrlich, und so klug. Gleich am Anfang, Kebekus verkleidet als Bischof in einer Kirche. Ich konnte nicht mehr vor Lachen. Ist das nicht wirklich lustig: Eine Frau verkleidet als kirchlicher Würdenträger? Total zeitgemäß diese subtile Kritik. Kebekus weiß schon, wo der Zeitgeist weht.

Hm, obwohl. Kürzlich las ich, dass es das Christentum war, das im dritten, vierten Jahrhundert von Südeuropa kommend begann, sich nach Germanien auszudehnen und dort grundlegend humanistisches Verständnis verbreitete. Die halbwilden Germanen lebten damals in Sippen und alle nicht zur eigenen Sippe Gehörende waren Feinde, denen man den Knüppel über den Schädel zog. So, wie das Judentum und der Islam in der östlichen Welt dafür sorgten, dass sich beispielsweise das Toleranzkonzept verbreitete (ja, richtig gelesen, auch der Islam), sei es in Europa das Christentum gewesen.

Sagt nicht die Kirche. Sondern sagen international reputierte Historiker. Aus Kanada, Großbritannien, Israel, Frankreich. Neuester Stand. Die Religionen hätten sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, aber immerhin waren sie Ursprung vieler wichtiger Ideen heutigen zivilen Zusammenlebens. Echt jetzt?

Nee, quatsch, war nur Spaß. Richtig ist: Toleranz fiel vom Himmel. Eines Morgens wachten die Germanen auf und schlachteten sich nicht mehr ab, sondern faselten etwas von Toleranz und Menschenrechten, teilten, kooperierten und akzeptierten sich. Von heute auf morgen, einfach so. Ein einzigartiger Siegeszug begann, der in Humanismus und Aufklärung gipfelte. Das wäre ja noch schöner, Christen und die Kirche als Fundament unseres Selbstverständnisses. Völliger Blödsinn.

Jetzt, da wir alle so gut wissen um Toleranz und Co, diese halluzinieren wir ja inzwischen für genetisch gegeben, brauchen wir jedenfalls keine Institution, die moralischer Kompass sein will, männerdominiert ist und selber den meisten Dreck am Stecken hat. Christlicher Glaube als Ursprung hin oder her. Spektakuläre Amokläufe, Komasaufen, Totschlagdelikte an Wehrlosen just for fun, dreiste Konsumententäuschung, Autowettrennen mit Toten in Innenstädten, Pflegemissstände, Geiz ist geil, gigantische Steuerhinterziehungen: all das läuft ja parallel zu den Kirchenaustritten. Da gibt es doch keinen Zusammenhang? Natürlich nicht, im Gegenteil: Für manche ist jeder Kirchenaustritt ein Freudenfest.

Ich schweife aber ab, es ging ja um Caroline Kebekus. Wörtlich in der Sendung vom 3. Juni:

(Im Ton eines Kleinkindes): „Uää, uäää, sie hat „Steuerzahler…Innen“ gesagt, Uäääääää, das darf die Frau nicht. Mamaaa, die Frau hat gegendert….!

(Jetzt im Ton der versöhnlichen Mami): „Ja, Fritzchen, pschscht, ist ja gut.“

(Jetzt als moderne Aufgeklärte) „Man hört es in dieser Zeit immer wieder: Gendern muss verboten werden!“

(Dann Kebekus selber) „Gibt es nicht größere Probleme, über die wir uns aufregen können?“

„Und, Opi, was hast du damals gegen den Klimawandel gemacht, der die Erde zerstörte?“

„Ich habe dagegen protestiert, dass Menschen beim Sprechen eine Lücke lassen.“

Soweit Kebekus, sie bringt es auf den Punkt. Lustig und unterhaltend.

 

Leider wird umgekehrt ein Schuh daraus. Jeden Tag sterben 25.000 Kinder weltweit an Hunger. Ja, liebe Wohlstandsverwahrlosten in Berlin, man kann an Hunger sterben. In den vergangenen 15 Monaten, in denen es „um jedes einzelne Menschenleben ging“ (Söder), starben fünfmal mehr Kinder an Hunger, als weltweit an Cov-19. Und jetzt, da die Pandemie quasi vorbei ist, geht das Kindersterben weiter. 9 Mio in einem Jahr. Laut Welthungerhilfe sind derzeit rund 144 Mio Kinder ausgezehrt, sprich, sie sind Todeskandidaten.

Wir wissen also heute: In drei Stunden, in drei Tagen oder drei Wochen oder drei Monaten geht das Sterben weiter und weiter und weiter. 40 Milliarden kostet es, den Hunger in der Welt abzuschaffen. Der jährliche (!) Verteidigungsetat in Deutschland beträgt derzeit 49 Milliarden Euro, zu Beginn der Ära Merkel lag er bei 27 Milliarden. „Wir“ könnten also locker den Hunger in der Welt tilgen und hätten immer noch 9 Milliarden Euro übrig, um Tötungswaffen zu kaufen und Personal zur Bedienung derselben zu bezahlen.

Deutschland im Alleingang befreit die Welt von einer Plage, wer hätte das gedacht? Fordert nicht eine fortschrittliche Partei, die sich anschickt, eine neue Bundeskanzlerin zu stellen und deren Zentralorgan, eine Tageszeitung aus Berlin, „robuste Mandate der Bundeswehr ohne UN-Mandat“? Weltweit beträgt der jährliche Wehretat, halt Stopp, Verteidigungsetat natürlich, übrigens rund 1 Billiarde Euro. Man könnte also 25 Jahre den Hunger abschaffen, wenn alle ein schlappes Jahr lang kein Geld für Tötungsmaterial ausgeben.

Und: Jedes fünfte Kind lebt an der Armutsgrenze. Nicht weltweit, hier, im „Wirsindinallesweltmeisterdeutschland“. Armut, schon einmal davon gehört, Kebeküsschen? Alleinerziehende Mütter, die aus ihren Wohnungen geschmissen werden sollen (Tatortthema am 6.6.), Kinder mit vielen Talenten, denen aber aufgrund der aktuellen Politik der Zugang zu Bildung, Kunst und Kultur und damit der Weg aus der Armut erschwert, gar unmöglich ist, keine ausreichende ärztliche Versorgung mehr in ländlichen Gebieten, Verfall der Infrastruktur, worunter hauptsächlich einkommensschwache oder einkommenslose Menschen leiden, undsoweiterundsofort.

Geflüchtetenunterkünfte stampft man in Neonaziland aus dem Boden, also im Osten. Denn, das sind sie doch, Neonazis, so haben es uns die „Experten“ erklärt. Sie müssen Neonazis sein, wir haben doch die Bilder gesehen, von den verängstigten Kindern, die vor lauter Angst nicht aus dem Bus aussteigen wollten. Wahrlich, ein Skandal, der uns allen die Schamesröte ins Gesicht treiben und jedes zur Tagesordnung übergehen verbieten sollte – nach ein paar Sätzchen der Empörung. Ach, hätte man doch die Unterkünfte in Hamburg Eppendorf platziert, in München Bogenhausen oder im Frankfurter Westend, oder noch besser, im Frankfurter Nordend, also auf dem Scheitelpunkt der Heuchelei. Dann wären uns diese hässlichen Szenen entgangen und der „Skandal“ schreiende Medienadel, der eigentliche Mob, könnte zeigen, was er kann. Besser, könnte zeigen, was „sie“ kann.

Aber gendern ist total wichtig:

„Und, Oma Caroline, was hast du gemacht, damit keiner mehr an Hunger stirbt und keiner mehr fliehen muss vor Krieg?“ Caroline Kebekus: „Ich habe gegendert.“ So geht die Erzählung und nicht anders!

Allein in NRW haben mittlerweile bald einhundert Institute für Genderfragen in den vergangenen 25 Jahren genau was erreicht? Eine Pause beim Sprechen zu schaffen und Quoten zu fordern für Kanalarbeiten, Müllabfuhr, Totengräber, Fernfahrer und andere gesellschaftlich wichtige Berufsfelder. Nee, halt, quatsch, Quoten für Daxvorstände natürlich. Hatte ich verwechselt.

Kürzlich passierte etwas in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, was überall jeden Tag zigtausend Mal stattfindet: Eine Frau wurde von einem Unbekannten im Hauseingang abgefangen und sexuell belästigt. Grauenvoll. Aber, auch für diese Fälle gibt es Antworten der Genderfraktion: Bereits in der Schule gegen Rollenstereotype angehen, also beispielsweise Pilotinnen oder Mechatronikerinnen zum Gespräch mit (Achtung!) Grundschüler(Pause)innen einladen und Blumenbinder oder Balletttänzer, um eben diese Stereotypen „aufzubrechen“. Das helfe, Simsalabim, gegen Testosteronüberschuss. Eine „Experiment“ genannte Produktion des ZDF zeigt das. Warum sind wir nicht schon früher darauf gekommen? Vermutlich hat uns das Christentum die Sinne vernebelt.

Und vor allem gilt: Noch immer machen Frauen den überwiegenden Teil der häuslichen Arbeit, also den Haushalt führen und die Kinder erziehen. Das dürfte wohl niemand in Frage stellen wollen.

Und warum nur in aller Welt machen Frauen, an denen ja immer noch die Erziehung hängt, das? Warum erziehen sie ihre Blagen so, dass aus ihnen lüsterne Monster werden, die ihre Triebe nicht im Griff haben? Genau, weil sie gesellschaftlich nicht sichtbar und hörbar sind. Deswegen: Gendern hilft, ja, stimmt. Aber nur dann, wenn man sich wirklich um die Menschen kümmert, denen es nicht gutgeht. Dann wird es auch mit dem Klima besser.

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4 Kommentare

  1. Die Tiefe der Perversion und die schiere Dummheit des Autors erinnern wirklich sehr unangenehm an die Nazizeit. Mal wieder Symptome einer gescheiterten Kultur?

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