Droht ohne Lockdown eine Überlastung des Gesundheitssystems?

Bild: F.R.

Die Todesfälle werden (noch) nicht mehr, es zeigt sich, dass die Impfung eine entscheidende Rolle spielt, hier hat die Politik versagt.

 

Die Bundesregierung begründet die Fortsetzung und Verschärfung der Maßnahmen zur Verhinderung eines weiteren Anstiegs der Covid-19-Neuinfektionen mit einer drohenden „Überlastung des Gesundheitswesens“, die „bereits im April“ eintreten könne. Zwar sei schon „ein relevanter Teil der älteren Bevölkerung geimpft“, aber die dominant gewordene VOC-Mutante B.1.1.7 würde „nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen“ zu einer „deutlich höheren Sterblichkeit“ führen. Zwar ist mit der Impfung der besonders gefährdeten älteren Menschen nicht mehr damit zu rechnen, dass diese die Intensivstationen überlasten, aber das könne nun durch jüngere Patienten geschehen, die länger auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Irgendwie soll die Belastungsgrenze des Gesundheitssystems deswegen zwar nicht mehr mit denselben Inzidenzen wie vor der Impfung erreicht werden, „aber bei exponentiellem Wachstum auch zeitlich nicht sehr viel später“.

Nach dem DIVI-Tagesbericht vom 24. 3. stieg die Belegung der Intensivbetten  von Dienstag auf heute um 146 auf 20.713, es sind 3.411 Intensivbetten frei, 146 weniger als am Dienstag. Unter der Gesamtzahl der Patienten sind 3.209 Covid-19-Patienten (am Montag 3.159, Dienstag 3.171), mehr als im April/Mai 2020, aber deutlich weniger als im Januar mit dem Peak bei 5745. Neuaufnahmen (schließt Verlegungen ein) gab es 445.

Invasiv beatmet wurden  1.734 Patienten, 26 mehr als am Montag, 38 mehr wurden intensivmedizinisch behandelt. Es gibt 3.411 freie High-Care-Betten, am Dienstag waren es 3.508. Seit Juni 2020 ist die Zahl der belegten Betten in etwa gleich geblieben, sie schwankt um 20.000.  Ab Oktober 2020 ist dennoch die Zahl der freien Betten und die der Notfallreserve gesunken.

 

Das muss man auf dem Hintergrund sehen, dass nach einem Bericht, der die Krankenhausdaten im Jahr 2020 auswertete, es eine „historisch niedrige Bettenauslastung“ im ersten Pandemie-Jahr gegeben hat (Übersterblichkeit und Krankenhausbelegung).

Grafik: RKI

Auffällig ist die Grafik des RKI im Situationsbericht vom 23.3., die die COVID-19-Todesfälle nach Sterbewoche darstellt. Auch wenn für die Kalenderwochen 9-11 noch Sterbefälle nachübermittelt werden, scheint die Zahl der Todesfälle doch kontinuierlich nach der zweiten Welle abzunehmen. Das dürfte mit den Impfungen der Über-80-Jährigen zusammenhängen:

„Von allen Todesfällen waren 66.339 (89 %) Personen 70 Jahre und älter, der Altersmedian lag bei 84 Jahren. Im Unterschied dazu beträgt der Anteil der über 70-Jährigen an der Gesamtzahl der übermittelten COVID-19-Fälle nur 16 %. Bislang sind dem RKI 11 validierte COVID-19-Todesfälle bei unter 20-Jährigen übermittelt worden.“

Jüngere Covid-19-Patienten, die schwer erkranken, belegen zwar länger Intensivbetten, aber die Todesrate wird gleichwohl sinken, je mehr die Impfrate zunimmt. Auffällig ist, dass die Todeszahlen je nach Bundesland unterschiedlich hoch sind. Das hängt teilweise mit der Inzidenz zusammen, aber vergleicht man beispielsweise Baden-Württemberg mit bislang 3.106 Covid-19-Fällen pro 100.000 Einwohnern, das 77 Todesfälle pro 100.000 aufweist, mit Brandenburg mit 3.302 Covid-19-Fällen pro 100.000 Einwohnern, das 128,7 Todesfälle pro 100.000 aufweist, dann scheint das Risiko, an oder mit Covid-19 zu sterben, unterschiedlich verteilt zu sein.

Der Lockdown scheint der Bundesregierung angesichts steigender Inzidenz und mit der Vermutung sonst steigender Todesfälle in Zukunft notwendig zu sein, wäre aber wahrscheinlich vermeidbar gewesen, wenn die EU und die Bundesregierung für ausreichend Impfstoff und eine schnelle Impfkampagne gesorgt hätten. Für den Lockdown statt ausreichender Impfung ist die Bundesregierung verantwortlich.

PS: Auch von Covid-19-Genesene leiden noch häufig, selbst bei milden Verläufen, an Spätfolgen, was bei der Einschätzung der Gefährlichkeit gerne vergessen wird.

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