Gefährliches Spiel: Rumänien hat eine Su-27 an die Ukraine geliefert, um sie im Krieg zu unterstützen

Polnische MiG-29. Bild: Ronnie Macdonald/CC BY-2.0

Die EU will für 450 Millionen Euro Waffen die Ukraine liefern, darunter auch Kampfflugzeuge. Polen und Bulgarien haben abgewinkt, die Nato auch. Aber auch die massiven Waffenlieferungen, die zumeist über Polen gehen, könnte von Russland als Einmischung in den Krieg verstanden werden. Deswegen treibt Rumänien ein gefährliches Spiel: der Nachbarstaat liefert der Ukraine als Unterstützung für den Krieg eine Su-27. 

 

Langsam, mit Schwierigkeiten und unter größeren Verlusten marschieren die russischen Truppen im Norden, Osten und Süden weiter vor und umschließen die Städte. Die russischen Soldaten treffen immer wieder auch auf zivilen Widerstand und Straßenblockaden, nirgendwo werden sie als „Befreier“ begrüßt, was man im Kreml wohl erhoffte hatte. Wie lange die ukrainischen Streitkräfte noch Widerstand leisten können, hängt auch davon ab, ob genügend moderne Waffen ins Land kommen. Die USA alleine haben Waffen im Wert von insgesamt 2,7 Milliarden US-Dollar in die Ukraine gepumpt, zuletzt wurden mit Flugzeugen um die 1000 Tonnen Waffen geliefert.

Die von den USA, Großbritannien und anderen Nato-Staaten gelieferten Stinger-Luftabwehrraketen und die Panzerabwehrwaffen Javelin- sowie Next-generation Light Anti-tank Weapons (NLAWs) haben, wie britische Medien schwelgen, das Schlachtfeld in der Ukraine für die russischen Truppen transformiert und große Verluste verursacht. Mit diesen lassen sich Flugzeuge vom Boden aus abschießen und Panzer aus dem Hinterhalt zerstören.  Dazu kommen die türkischen, mit vier Lasergesteuerten Raketen ausgerüsteten  Bayraktar-Drohnen, mit denen Angriffe auf russische Militärkolonnen, Panzer und Raketenabwehrsysteme sowie Versorgung  geflogen wurden. Wie schon im Krieg Aserbeidschan-Armenien sich das armenische Militär nicht vor den Drohnen schützen konnte, scheint auch die Abwehr bei den russischen Truppen nicht gut zu funktionieren, auch wenn der Abschuss von Drohnen berichtet wird.

Offenbar hat die Türkei, die vermutlich auf Druck der Nato und der USA nun für alle Kriegsschiffe den Bosporus gesperrt hat, weitere Kampfdrohnen geliefert, was den Konflikt mit Russland verstärken könnte. Das Veröffentlichen der Videos der Drohnenkameras, auf denen zu sehen ist, wie russische Militärfahrzeuge angezielt und zerstört werden, zeigt nicht nur die Verluste, sondern dürfte auch im Sinne der psychologischen Kriegsführung Angst und Schrecken unter den russischen Soldaten verbreiten, jederzeit aus der Luft angegriffen werden zu können. Relativ billige Drohnen im Wert von höchstens einigen Millionen können mit einer Rakete ein russisches Luftabwehrsystem zerstören, das Dutzende von Millionen kostet.

Verteidigungsminister Reznikov sagte gestern: „Neue Bayraktars sind bereits in der Ukraine angekommen und im Kampfeinsatz. Es wird mehr Stinger und Javelin geben. Europa wird unser Rückgrat und liefert, was für die Verteidigung entscheidend ist. Wir sind an der Spitze der freien Welt.“

Wie die Drohnen in die Ukraine gebracht werden, ist nicht klar. Die anderen Nato-Staaten können jetzt keine Waffen mehr mit Flugzeugen ins Land bringen, auch wenn Russland noch nicht die vollständige Lufthoheit innehat. So sollen ukrainische Kampfflugzeuge Angriffe auf die riesige Militärkolonne fliegen, die Richtung Kiew zieht, aber offenbar ins Stocken gekommen ist. Es heißt, es gebe nicht nur Treibstoffmangel, sondern es würde auch Lebensmittel fehlen. Das könnte darauf hindeuten, dass Russland tatsächlich einen Blitzkrieg umsetzen wollte, der jetzt länger als gedacht dauert.

Übergabe und Transport der Waffen müssen möglichst heimlich geschehen. Das niederländische Militär berichtet vom 27. Februar, dass ein Flugzeug mit Waffen, darunter Stinger-Flugabwehrraketen, Panzerabwewhrwaffen und Scharfschützengewehre in ein osteuropäisches Land zum Entladen geflogen sei, vermutlich handelt es sich um Polen. Es heißt: „Aus Sicherheitsgründen macht das Verteidigungsministerium keine Aussagen darüber, wie die militärischen Güter in der Ukraine gelangen.“ Die von Deutschland gelieferten Stinger und Panzerabwehrwaffen sollen am Mittwoch in der Ukraine angekommen sein.

Das Problem ist vor allem, wie die Waffen in der Ukraine verteilt werden können, vor allem an Einheiten, die eingeschlossen sind. Bislang scheint Russland den Transport neuer Waffen aus dem Ausland noch nicht entschieden unterbinden zu wollen, aber das kann sich jederzeit verändern, möglicherweise nachdem Kiew eingeschlossen und besetzt worden ist, um dann den Raum in der Westukraine besser kontrollieren zu können.

Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums sind angeblich noch Teile der Luftwaffe einsatzfähig. Gestern sollen ukrainische MiG-29-Kampfflugzeuge gegen russische Su-35 bei Kiew gekämpft und zwei abgeschossen haben, auch eine MiG-29 sei zu Boden gegangen.

Der ukrainische Präsident Selenskij hat die USA und die Nato angefleht, über der Ukraine eine Flugverbotszone einzurichten, was aber strikt abgelehnt wurde, weil zur Durchsetzung dann russische Flugzeuge angegriffen werden müssten und die Nato/USA damit Kriegspartei würden, schließlich ist ein diesbezüglicher Beschluss des UN-Sicherheitsrats wegen des russischen Veto-Rechts nicht möglich. Die Waffen müssen also auf dem Landweg in die Ukraine kommen, bislang hauptsächlich über Polen, das eine über 500 km lange Grenze zur Ukraine besitzt. Während Hunderttausende von flüchtenden Ukrainern über die Grenze kommen, um Zuflucht zu finden, geht ein Waffenstrom Richtung Ukraine.

Wladimir Putin hat bereits mehrmals auf die Waffenlieferungen hingewiesen, die seinem Plan zuwiderlaufen, die Ukraine zu unterwerfen und zu demilitarisieren. Er drohte auch bereits mit Atomwaffen, die er in erhöhter Alarmbereitschaft versetzt hat, wenn sich ein anderes Land Russland in den Weg stellt. Ab wann dies der Fall, ließ Putin unklar. Die fortgesetzten Waffenlieferungen könnten allerdings auch Polen und andere Nachbarländer aus der Sicht Russlands zu Kriegsteilnehmern werden lassen, auch wenn die Waffentransporte heimlich erfolgen. Gerade haben die USA noch einmal 350 Millionen US-Dollar an Waffen für die Ukraine versprochen, die EU will für 450 Millionen Euro liefern, darunter auch Kampfflugzeuge.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte die Übergabe von bis zu 70 vielleicht etwas unbedacht gemacht, schließlich ist hier auch die Frage, wie sie über die Grenze gelangen sollen. Wenn Kampfflugzeuge in Frage kämen, wären dies MiG-29 Kampfflugzeuge, die in der Ukraine neben SU-27 noch verwendet werden und die ukrainische Piloten fliegen können. Noch einsatzbereite modernisierte  MiG-29 haben noch einige osteuropäische Staaten, die zum Ostblock gehörten, darunter Polen, die Slowakei und Polen, die sie sowieso demnächst ersetzen wollen. Rumänien und Kroatien haben noch MiG-21, die aber in der Ukraine nicht mehr im Einsatz sind. Es gäbe aber auch noch in Bulgarien SU-22. und in Polen SU-25-Kampfflugzeuge.

Nach einem Tweet des ukrainischen Parlaments sollten 70 Kampfflugzeuge aus Polen, Bulgarien und der Slowakei geliefert werden. Der bulgarische Ministerpräsident Kiril Petkov winkte gleich einmal ab. Das sei zum jetzigen Zeitpunkt „absurd“. Auch das bulgarische Verteidigungsministerium bestritt, Flugzeuge liefern zu wollen.

Der polnische Präsident Duda hatte eine Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine nach einer Besprechung mit dem Nato-Generalsekretär Stoltenberg auch ausgeschlossen: „Wir schicken keine Kampfjets in die Ukraine, denn das würde eine militärische Einmischung in den ukrainischen Konflikt bedeuten. Wir beteiligen uns nicht an diesem Konflikt. Die Nato ist keine Partei in diesem Konflikt. Aber wie ich bereits sagte, unterstützen wir die Ukrainer mit humanitärer Hilfe. Wir werden jedoch keine Kampfjets in den ukrainischen Luftraum entsenden.“ Auch Stoltenberg wies die Idee der EU-Führung strikt zurück: „Die Nato-Verbündeten stellen verschiedene Arten von militärischer Unterstützung bereit: Material, Panzerabwehrwaffen, Luftabwehrsysteme und andere Arten von militärischer Ausrüstung für die Ukraine, humanitäre Hilfe und auch finanzielle Unterstützung. Aber die NATO wird sich nicht in den Konflikt einmischen. Die NATO wird keine Truppen in die Ukraine entsenden oder Flugzeuge in den ukrainischen Luftraum verlegen.“

Ein gefährliches Spiel machte allerdings Rumänien. Das rumänische Verteidigungsministerium berichtete am Dienstag, dass Rumänien auf Bitten der Ukraine nach Unterstützung im Krieg gegen Russland ein unbewaffnetes ukrainisches SU-27 Kampfflugzeug in die Ukraine gebracht hat. Bis zur Grenze sei es von rumänischen MiG-21 begleitet worden, ab dem ukrainischen Luftraum von ukrainischen. Das sei nach nationalem und internationalem Recht geschehen. Russland könnte dies als Provokation oder als Kriegseinmischung verstehen – und dann könnte sich der Krieg schnell auf Nato-Staaten erweitern …

Update vom 6.3.: Mit Bezug auf die Aktion der Rumänen hat das russische Verteidigungsministerium gewarnt, dass die Benutzung ausländischer Flughäfen durch ukrainische Kampfflugzeuge oder deren Stationierung als Kriegsbeteiligung angesehen wird.

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5 Kommentare

    1. Danke für den wichtigen Hinweis auf den peinlichen Fehler. Ich bin mit den ganzen Bezeichnungen durcheinander gekommen, Im Text stand zar richtg, dass eine SU 27 war, begleitet wurde sie aber von zwei Mig-21.
      Schöne Grüße
      Florian Rötzer

  1. …. die SU 27 Flanker war zuvor nach Rumänien geflüchtet. Sie ist ohne Raketen wieder zurück in die Ukraine gebracht worden.

    1. Stimmt, aber es war trotzdem riskant und könnte als Kriegseinmischung angesehen werden. Mit Verweis auf den rumänischen Vorfall hat das russische Verteidigungsministerium auch reagiert und davor gewarnt.

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