Mariupol: Medwedschuk oder die letzte Karte von Selenskij

Der vom SBU festgesetzte ukrainische Oligarch Mededschuk gilt als Freund Putins, ist aber auch der Chef der Oppositionsplattform, also ein politischer Gefangener.

Die Verteidiger von Mariupol verteidigen nur noch sich selbst und appellieren nicht mehr an Kiew, sondern an die Welt, um sie zu retten. Zivilisten sollen das Pfand sein, es könnte sich voriegend um Familienangehörige von Asow-Kämpfern handeln.

Ausbruchsversuche der „Verteidiger von Mariupol“, die sich auf dem weitläufigem Gelände des Stahlswerks Asovtal mit einem verzweigten Tunnelnetzwerk verschanzt haben, sollen gescheitert sein, heißt es von russischer Seite. Gezeigt wird ein Video vom 15.April, das dies beweisen soll. Die eingeschlossenen Soldaten und Kämpfer von Milizen wie Asow wollten oder durften sich nicht ergeben, das russische Militär hatte ein Ultimatum angesetzt, das aber verstrich. Den Mitgliedern der Freiilligeverbände ie Asow wurde angedroht, dass sie mit langen Gefängnisstrafen rechnen müssten. Aus Kiew hieß und heißt es, man kommuniziere auf vielen Ebenen mit den Helden von Mariupol“, die den Kampf nicht beenden werden und vergeblich den Notruf geäußert haben, dass Kiew sie durch eine militärische Operation befreien sollte, was möglich sei.

Schon vor dem Ultimatum hatten sich an die 1500 Marinesoldaten ergeben, die sich in das Stahlwerk Illich zurückziehen mussten. Sie hatten zuvor einen Hilferuf verbreitet, dass sie seit einem Monat ohne Nachschub an Waffen und mit ausgehenden Nahrungs-und Wasservorräten kämpften, viele der Soldaten, die überlebten, seien verwundet. Angeblich hat sich ein Teil der Marinesoldaten zu den Soldaten und Milizen in Asovstal durchschlagen können. Wie viele sich noch in dem Stahlwerk aufhalten, ist nicht bekannt. Das russische Militär sprach von 2500, darunter einige hundert Ausländer,nach Angaben des russischen Militärs hätten sich aber weitere Soldaten ergeben. Insgesamt seien jetzt 3000 Soldaten und Kämpfer in Gefangenschaft.

Das russische Militär denkt an den Einsatz von bunkerbrechenden Bomben und thermobarischen Waffen, um den Widerstand zu brechen. Schon länger ist bekannt, dass sich in den Tunnels auch Zivilisten aufhalten. Das russische Militär sagt, die würden als Geiseln und menschliche Schutzschilde gehalten, von ukrainischer Seite heißt es, sie hätten sich vor den russischen Truppen in den Schutz der ukrainischen Verteidiger begeben. Es sollen um die 1000 Zivilisten sein, vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen. Mit einem Video mit einem Kind hatte Asow schon um Hilfe gebeten.

Die Asow-Kämpfer allerdings werden nicht von allen Menschen in Mariupol gefeiert, sondern verantwortlich gemacht, Zivilisten an der Flucht gehindert, auch auf sie geschossen zu haben und sich in Wohnhäusern, Krankenhäusern, Schulen etc. verschanzt und neben diese schwere Waffen positioniert zu haben.  Dass die russischen Truppen noch nicht mit massiver Gewalt und den furchtbaren thermobarischen Waffen angegriffen haben, könnte dafür sprechen, dass die Zivilisten geschont werden sollen. Allerdings wird auch behauptet, es würden bereits bunkerbrechende Bomben eingesetzt.

 

Inzwischen appelliert der Kommandeur des Asowschen Regiments, Oberstleutnant Denis Prokopenko, nicht mehr an die ukrainische Regierung, sondern an „führende Politiker aus der ganzen zivilisierten Welt, einen grünen Korridor zu organisieren und Sicherheitsgarantien zu geben, um Zivilisten, Verwundete und die Leichen toter Soldaten, die ehrenvoll begraben werden sollten, sofort zu evakuieren“. Selbstredend sollen damit auch die Kämpfer und wer sich sonst noch in den Tunnels aufhält, vor dem Zugriff des russischen Militärs bewahrt werden. Vermutet wird, dass sich bei den Asowkämpfern auch militärische Berater oder Geheimdienstmitarbeiter aus dem Westen befinden könnten. Die Verteidiger von Mariupol instrumentalisieren nun die Zivilisten, um sich selbst zu schützen. Und sie sprechen selbst davon, dass es sich zumindest auch um Familien der Asow-Kämpfer handelt.

Die „Helden von Mariupol“ haben das Vertrauen verloren, dass die  ukrainische Regierung ihnen zu Hilfe kommt. Der ukrainische Regierungschef Denys Shmyhal hat noch erklärt, dass die „Verteidiger“ bis zum Ende kämpfen werden, also Märtyrer werden sollen.

Präsident Selenskij hatte damit gedroht, dass er bei einer Vernichtung der Mariupol-Verteidiger, die eigentlich nur noch sich selbst verteidigen, Gespräche mit Moskau beenden werde. Das hat Moskau nicht beeindruckt. Als letzte, verzweifelte Aktion, um nicht als Verräter oder Feiglinge dazustehen, wurde dann noch der gefangene und wahrscheinlich misshandelte Oligarch Medwedschuk in Handschellen vorgeführt. Er gilt als Freund Putins, ist aber Ukrainer, Chef der Oppositionsplattform und befand sich in Hausarrest wegen einer Anklage, die auch Poroschenko betrifft, der aber frei herumlaufen kann. Angeblich soll er sich versteckt haben und sei bei einem Fluchtversuch ins Ausland vom Geheimdienst SBU festgenommen worden. Man darf annehmen, dass er sich schon länger in den Händen des SBU befand und jetzt schnell als letztes Pfand präsentiert wurde.

Selenskij schlug Putin vor, Medwedschuk gegen die Soldaten und Menschen im Stahlwerk Asovstal auszutauschen. Vermutlich wurde der Oligarch auch gezwungen, in einem Video selbst um den Austausch zu bitten. Er wandte sich nicht nur an Putin, sondern absurderweise auch an Selenskij. Russland lehnte dies ab, da er schließlich Ukrainer sei und auch kein Kriegsgefangener sei. Medwedschuks Frau bat hingegen den türkischen Präsidenten Erdogan und den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman Al Saud um Hilfe. Und sie richtete einen Appell an den britischen Regierungschef Johnson, dass ihr Mann gegen die britischen Gefangenen freigelassen werde.

Auch die Briten Shaun Pinner und Aiden Aslin, die in Mariupol als ukrainische Kämpfer in Gefangenschaft gerieten, baten im russischen Fernsehen Johnson um den Austausch. Pinners  Familie setzt sich auch dafür ein. Das kommt dem Plan von Selenskij natürlich in die Quere.

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8 Kommentare

  1. Es ist schon etwas frivol, wenn die Ukraine einen ihrer Bürger als Geisel nimmt und gegen Kriegsgefangene der anderen Partei austauschen möchte.

  2. „Medwedschuk in Handschellen vorgeführt. Er gilt als Freund Putins, ist aber Ukrainer, Chef der Oppositionsplattform…..“ – Annalena Charlotte Alma Baerbock: Sie gilt als Freundin Bidens, ist aber Deutsche, langjährige Bundesvorsitzende der „Oppositionspartei“ „Bündnis 90/Die Olivgrünen“ und heute Bundesaußenministerin der „Regierungspartei“ „Bündnis 90/Die Olivgrünen“.
    Lange lebe unsere Demokratie – ich bin stolz, Teil der westlichen Wertegemeinschaft zu sein. Asow kämpft auch für uns: Baerbock, Rötzer, Gauckler, Harald Benz, Eckart, Quer und mehr, Hinz und Kunz und natürlich dem ganzen Rest….
    Schönen Tag noch.

  3. Wirklich eine sehr undurchsichtige Angelegenheit in Azovstal. Ob sich dort auch hochrangige ausländische Militärs befindet? BND-Chef Bruno Kahl musst jedenfalls zu Kriegsbeginn von einer Spezialeinheit aus Kiew gerettet werden.
    https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/praesident-des-bundesnachrichtendienstes-wurde-aus-hoechster-not-aus-der-ukraine-gerettet_id_59192174.html

    Dass die unrechtmässige Verhaftung von Mededschuk in Europa keine Empörung hervorruft, ist bezeichnend. Selenskij scheint einen Freibrief zu haben und tun und lassen zu können, was er will. Kritische Artikel von früher über Selenskij werden jetzt mit einem Zusatz versehen: „Alle Kritik an seiner Politik aus der Zeit vor dem Angriff auf sein Land ist ange­sichts der aktu­el­len Situa­tion bedeu­tungs­los geworden.“ https://ukraineverstehen.de/trubetskoy-zwei-gesichter-des-praesidenten-selenskyj/

    Das scheinen sich auch viele Medien für Kritik an seinem gegenwärtigen Handeln zu eigen zu machen.

    Auf TheGrayzone ist gerade ein verstörender Artikel erschienen, zu Selenskijs Verhaftungen missliebiger Konkurrenten und seiner brutalen und blutigen Unterdrückung der Opposition.

    „Ein Verräter weniger“: Zelensky beaufsichtigt Kampagne zur Ermordung, Entführung und Folterung politischer Oppositioneller
    Max Blumenthal and Esha Krishnaswamy·April 17, 2022

    Während er behauptet, die Demokratie zu verteidigen, hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskij seine Opposition verboten, die Verhaftung seiner Rivalen angeordnet und das Verschwinden und die Ermordung von Dissidenten im ganzen Land überwacht. (übersetzt mit deepl.com)
    https://thegrayzone.com/2022/04/17/traitor-zelensky-assassination-kidnapping-arrest-political-opposition/

  4. Mittlerweile wird bezweifelt, dass das Video mit den Zivilisten echt ist.

    Die Bunker in Asowstal sollen blau, nicht grün gefärbt sein. Und Sonnenlicht kriegen die Bunker auch nicht.

  5. Da wird ein ukrainischer Bürger, der als Putins Freund gilt, zur Verhandelungsmasse für einen Gefangenenaustausch.

    Das Freund/Feind-Denken ist offenkundig in der Ukraine weit fortgeschritten und wirft rückblickend ein helles Licht auf die möglichen Täter in Butscha.

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