Nancy Pelosi: „Wir sind mit Ihnen, bis der Sieg errungen ist“

Nancy Pelosi in Kiew begrüßt ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij. Bild: president.gov.ua

Die Sprecherin des Repräsentantenhauses bestätigte die Ziele der amerikanischen Regierung: Sieg der Ukraine und damit einen Langen Krieg, der Russland bei allen Risiken in die Knie zwingen soll.

Zuletzt hat Nancy Pelosi, die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, mit einer Delegation von amerikanischen Abgeordneten, den ukrainischen Präsidenten Selenskij in Kiew getroffen. Das gehört mittlerweile zur Pflichtübung. Daher muss auch der Oppositionsführer Friedrich Merz unbedingt nach Kiew, um gewissermaßen den Ritterschlag zu erhalten, und es muss schnell geschehen, damit er vor Olaf Scholz kommt, der gerade den Pazifismus als nicht zeitgemäß beerdigte und vermutlich auch demnächst in Kiew Abbitte leisten muss. Noch aber ist nicht sicher, ob Selenskij Merz empfangen wird. Das wäre dann schon ein trüber Punkt in der geplanten Selbstinszenierung. Dass das BKA abgeraten hat, schlägt jedoch für den Merzschen Heroismus zu Buche, der zu den ukrainischen Heroen eilt.

Man wird abwarten können, bis die obligatorischen Besuche der Kiew und den glorifizierten Präsidenten Selenskij kaum mehr ein Echo hervorrufen werden. Noch wollen die Besucher, die ungehindert und unbedroht mit dem Zug mehr als 10 Stunden lang nach Kiew reisen, neben der Solidarität vor allem ihren Mut demonstrieren.

Das könnte aber bald enden, wenn Russland Regierungsgebäude in Kiew bombardieren sollte, was angedroht wurde, wenn weiter Angriffe auf russisches Territorium seitens der Ukraine stattfinden sollten. Gestern brach wieder ein Feuer auf einem militärischen Stützpunkt bei Belgorod in der Nähe der ukrainischen Grenze aus.  Die Ursache des Brandes ist nicht bekannt oder wird nicht geäußert, bislang auch nicht, ob es sich möglicherweise um einen Angriff oder eine Sabotage gehandelt hat.

Pelosi stellt sich ganz hinter die Politik von Präsident Joe Biden, der weitere 33 Milliarden US-Dollar vom Kongress fordert, um die Ukraine zu unterstützen, fast die Hälfte für weitere Waffenkäufe, damit die Ukraine länger durchhält, also länger Krieg führen kann, um, wie der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin als Ziel der amerikanischen Unterstützung erklärte, Russland militärisch so zu schwächen, keinen Krieg mehr führen zu können. Was das genauer bei einer Atommacht bedeutet, sagte er nicht.

Pelosi sagte: „Unsere Delegation ist nach Kiew gereist, um eine unmissverständliche und schallende Botschaft an die ganze Welt zu senden: Amerika steht fest an der Seite der Ukraine.“ Der Besuch soll die „stahlharte Verpflichtung gegenüber der Ukraine und die unerschütterliche Einheit der Nato-Verbündeten“ demonstrieren. Und sich machte noch einmal deutlich, was das Ziel der US-Regierung ist: „Unsere Kongressdelegation hatte die Ehre, sich mit Selenskij in Kiew zu treffen, um seine Führungsstärke und seinen Mut zu würdigen, das ukrainische Volk für seine herausragende Verteidigung der Demokratie zu loben und zu sagen, dass wir mit ihnen sind, bis der Sieg errungen ist.“

Schuldig bleibt sie allerdings, wie auch die US-Regierung, was für einen Sieg erforderlich wäre. Aber es nun klar, dass es nicht primär um einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen geht, sondern um die Fortsetzung des Kriegs, der amerikanische Interessen verfolgt, Russland als militärische Großmacht und auch wirtschaftlich auszuschalten, um sich dann entschlossener China zuwenden zu können, das mit einem geschwächten Russland ebenfalls schwächer sein würde. Riskiert wird damit auch eine Eskalation des Krieges, wenn immer weitere schwere Waffen in die Ukraine geliefert, was Russland als Kriegsbeteiligung verstehen muss. Nach den bereits erfolgten Androhungen muss mit militärischen Reaktionen gerechnet werden, die offensichtlich eingerechnet werden. Möglicherweise will man mit den Waffenlieferungen prüfen, wie weit man gehen kann. Ein gefährliches Spiel.

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11 Kommentare

  1. Wozu jeder u.s.-amerikanische Schwachsinn im Wortlaut dokumentiert werden muss, erschliesst sich nicht. Der Krieg wird noch einige Monate andauern und dann zu Ende gehen. Es sei denn, die Polen, Rumänen oder wer auch immer seien wirklich verrückt genug sich direkt einzumischen. Dann allerdings ist eine katastrophale Eskalation über die Ukraine hinaus wohl nicht mehr zu verhindern.

    Die Vorstellung, es werde noch Jahre um die Ukraine gekämpft, ist absolut absurd. Der Ukraine gehen bereits jetzt die Kampftruppen aus. Das sieht man u. a. daran, wie alt ukrainische Soldaten sind, die sich ergeben.

    1. Das ist kein Schwachsinn sondern US-Politik und zwar in der Härte, wie es die Amis seit jeher praktizieren: Jeden Rivalen an die Wand nageln bis er das Lied von Freedom & Democracy singt. „stahlhart“ und „unerschütterlich“. Das sagt Pelosi an vorderster Front fast mit Blickkontakt zum leibhaftig Bösen, adressiert an die ganze Welt, die mitbekommen soll, wie entschlossen die USA den Krieg in der Ukraine vorantreiben wollen und zwar ohne zeitliche Begrenzung. Dazu braucht es Helden und die gibt es in Gestalt von Selenskij. Was da von der Ukraine übrigbleibt, wer dort überlebt und wie ein künftiger Frontstaat direkt an der russischen Grenze aussieht, das wird gerade ausgepokert.

  2. Hohler Pathos, erschütternd verbale lapidare Bau“sätze“: „Man steht fest hinter der Ukraine“, „stahlhart“, „rote Linie“, bla bla bla.

    Die Terminologie, hat einen beklagenswerten Tiefpunkt erreicht, kein Wunder, wenn „Politiker“ ihr „Fach“ nie gelernt haben, die Geografiekenntnisse trotz „google earth“, immer noch „weiße Flecken“ in der cerebralen Landkarte aufweist (Truss: baltische Staaten liegen am schwarzen Meer!!) und die „unverbrüchiche Einheit“, der unverbesserlichen Ungebildeten, das Schicksal der Welt bestimmen.

    Frühere Diplomaten von Rang, schrieben nach ihrer Karriere hochinteressante Memoiren – heute bleiben diese „Diplomaten“, nur durch ihr gänzliches Versagen in Erinnerung.

  3. Angesichts dieser Großsprecherei wurden – wie in Deutschland – auch in den USA schon Stimmen laut, daß man mit den ständigen Waffenlieferungen riskiere, den eigenen Streitkräften zuviel Material zu entziehen, das man im Ernstfall für die eigene Verteidigung benötige.

    „Ukraine War Is Depleting America’s Arsenal of Democracy“ stellt Prof. Hal Brands in einem Bloombergartikel fest

    https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2022-04-14/russia-ukraine-war-u-s-is-running-out-of-weapons-aiding-kyiv

    und bemerkt, noch nie seien die von den USA bereitgestellten Waffen in einem solchen Tempo „verbraucht“ worden. Da wird schon mal die „Wochenration“ an Panzerabwehrwaffen innerhalb eines Tages benötigt. Freilich werden damit nicht nur russische Panzer getroffen, sondern umgekehrt werden von den Russen westliche Munitionsdepots zerstört.
    So schnell, wie die gelieferten Waffen „verloren“ gehen, könne daher gar nicht nachproduziert werden. Weder die Maschinen, noch das Material noch die Arbeitskräfte stünden in ausreichendem Maß zu Verfügung.

    In der Ukraine fände nur ein „kleiner Krieg“ statt; er zeige aber, was notwendig sei, wenn es um einen größeren ginge.

    Ist ja klar, daß das Pentagonbudget von fast $Mrd800 keinesfalls ausreichen wird. Und natürlich müßten die Alliierten ihren Beitrag zur Verteidigung der Demokratie deutlich erhöhen…..

  4. Wo landen die gelieferten Waffen?

    Auf dem Schwarzmarkt? Wie CNN berichtet, haben die Amerikaner kaum Kontrolle darüber, was mit den Waffen passiert, wenn die Waffen in der Ukraine sind. https://edition.cnn.com/2022/04/19/politics/us-weapons-ukraine-intelligence/index.html

    Bei den Russen? Es kursieren Videos, die gigantische Munitionslager zeigen sollen, die die ukrainischen Truppen beim Rückzug zurück gelassen haben.

    Bei den Ukro-Nazis? Dieser Typ, Yevgen Karas, Vordenker der Ukro-Nazi-Organisation C14, hat zweifellos eine Agenda, die über den Ukraine-Krieg hinaus geht, und schwärmte schon vor dem Einmarsch der Russen von der Menge an Waffen im Land: https://www.youtube.com/watch?v=03AqKuCg96I&t=343s
    Kürzlich postete er ein Video, das ihn mit Selenskij-Berater Oleksiy Arestovych zeigt: https://www.youtube.com/watch?v=QXHLGOCkh18

    Einige interessante Überlegungen über das Selenskij-Regime stellt Gonzalo Lira im Interview mit Richard Medhurst an: https://www.youtube.com/watch?v=AhjcVTCDLLI

  5. Wie weit die USA zu gehen bereit sind bis „bis der Sieg errungen ist“, wird man sehen.
    Jedenfalls hat der Abgeordnete Kinzinger (RP) schon mal einen Gestzesentwurf eingebracht, der es Biden erlauben soll, militärisch direkt einzugreifen, sollten biologische, chemische oder Atomwaffen (offiziell: seitens der Russen) zum Einsatz
    kommen.

    Kinzinger, ein Veteran der US-Luftwaffe mit Einsätzen in Afghanistan und im Irak, der Oberstleutnant der Air National Guard ist, sagte, dass er die Resolution über den Einsatz militärischer Mittel eingebrach habe, nachdem er mit Außenminister Antony Blinken gesprochen und dessen ernste Bedenken über Putins Einsatz chemischer Waffen vernommen habe.

    Die Frage, warum die Russen (die seit Wochen immer wieder vor einer false flag Aktion warnen) das tun sollten, muß gar nicht gestellt werden. Der Vorwurf hat ja erfahrungsgemäß auch in Syrien für einen Angriff ausgereicht, auch wenn die Russen im Nachhinein das Gegenteil beweisen konnten. Wer hört da noch hin?

  6. Zwei Statements ist den Einlassungen der US-Dame zu entnehmen: Das ist unser Krieg, den ihr für uns durchzieht (und dafür Land und Leute verheizt). Der Kriegszweck ist die nachhaltige Schwächung der russischen Seite am besten mit Regime Change und kraftvoller ökonomischer Schädigung. Dafür bekommt ihr alles was ihr braucht und könnt fröhlich weitermachen. Das ist mE kein Bla Bla oder Großsprecherei sondern die politische Linie der USA samt aller Nato-Mitglieder, persönlich mit warmem Händedruck überbracht. Auch das nicht nur Show für die Zuschauer aus aller Welt sondern auch Erbaulichkeitsgeste für einen Regierungsvertreter, dem ja erhebliche Opfer an Bevölkerung und Infrastruktur abverlangt werden. Diese moralische Ertüchtigung ist den US-Strategen wohl wichtig und scheint auch offensichtlich notwendig, angesichts der blutigen Bilanz der bisherigen Auseinandersetzung. Die Ukraine schiesst nicht mehr für den Westen sondern im Auftrag der USA/Nato – ein Fortschritt, der bei Selenskij und Co. sicherlich schon seit längerem eingepreist ist, aber die bittere Wahrheit enthält: Es ist der einzige Auftrag, den der ukrainische Staat überhaupt noch auszuführen hat. Das könnte zB bei der Asow-Fraktion – kleines Gedankenspiel – Irritationen bewirken: Die Durchsetzung einer reinrassigen Ukraine unterscheidet sich von der Herrichtung eines Frontstaates für ein übergeordnetes West-Interesse. Oder ist das alles in der allgemeinen Kriegsbereitschaft enthalten?

    1. Die Azovfraktion Mariupol hat schon wissen lassen, daß sie nicht in das von der ukrainischen Regierung kontrollierte Gebiet evakuiert werden möchte, sondern eine Kreuzfahrt (mit Waffen, versteht sich) übers Schwarze Meer in Richtung türkisches Territorium vorzöge. Vielleicht möchten sie sich dort den „gemäßigten Rebellen“ gegen wen auch immer anschließen.

  7. Die Narrativ sind wie so häufig in sich unschlüssig. Einerseits wird behauptet, dass in der gesamten Ukraine kein Ukrainer mehr sicher sei vor Putins angriffen. Andererseits reisen jeden Tag westliche Politiker nach Kiew und unsere Politiker zeichnen sich wirklich nicht durch Mut aus. Wenn die Geheimdienste irgendeine Gefahr für die Besucher wittern würden, gäbe es diese Besuche nicht. Gerade eine Pelosi, die Putin als Teufel an die Wand malt, müsste sich selbst doch eigentlich als potenzielles Ziel russischer Angriffe sehen. Egal ob sie mit Zug oder Flugzeug nach Kiew reist, die Russen könnten ohne Probleme sie im Kriegsgebiet angreifen. Also entweder hat man irgendwo in Ostpolen eine Filmkulisse „Kiew“ für den Präsidentendarsteller errichtet und die Politiker reisen mutig in die Polywood-Studios, oder das ganze ist zwischen USA und Russland ein abgekartetes Spiel, in dem jeder seine Interessen nach vorheriger Absprache besser umsetzen kann oder Kiew wird von westlichen Geheimdiensten als sicher eingeschätzt. Für letzteres spricht, dass der Flixbus seit 2 Wochen wieder nach Kiew fährt…

    1. Ich versuche schon eine Zeitlang herauszufinden, woher genau die 5+Millionen ukrainischen Flüchtlinge in der EU kommen. Leider gibt es nirgendwo eine Statistik, der man das entnehmen könnte. Auch für Deutschland allein finde ich nichts. Wer auf eigene Kosten kommt und lebt, wird sicher nicht erfaßt werden können, aber wer auf Unterkunft und Verpflegung oder einen Arbeitsplatz angewiesen ist, wird doch sicher irgendwo erfaßt. Weiß jemand da mehr?

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