Norwegen: „Jetzt können wir endlich fast so leben wie vor der Pandemie“

Bild: Folkehelseinstituttet

Mit diesen Worten leitete die Noch-Premierministerin Norwegens Erna Solberg die Aufhebung der Restriktionen ein.

„Das Coronavirus ist vor allem mit der saisonalen Grippe und RS-Atemwegserkrankungen vergleichbar“, meinte einige Tage zuvor Geir Bukholm, der stellvertretende Direktor des norwegischen Gesundheitsamts FHI.

Von der Bevölkerung über 18 Jahren haben 90 Prozent die erste Dosis erhalten und 83 Prozent sind vollständig geimpft. Zudem gibt es in dem Land mit 5,5 Millionen Einwohnern derzeit keine überfüllten Krankenhäuser. Infizierte mit SARS-CoV2 hätten primär leichte Symptome. Und das Testen ist umfassend (Statistik).

In Norwegen wurde dennoch am 31. August mit 1785 frisch Infizierten ein Rekord festgestellt. Vor allem unter der jungen Bevölkerung war die Infektionsrate hoch, die Regierung entschied sich erst Anfang September, eine Impfung für die 12- bis 15-jährigen zu erlauben. Hohe Testquoten sollen vermeiden, dass in den Schulen zu viele Corona-Cluster entstehen.

Die norwegischen Wissenschaftler folgen zudem dem dänischen Beispiel – dort hat man sich seit Monaten auf die Impfquoten und die Krankenhauseinweisung fokussiert, um die Pandemie zu bewerten, nicht jedoch auf die Infektionsraten. Seit dem 10. September hat Dänemark alle Corona-Maßnahmen fallen gelassen. Der letzte Schritt einer Öffnungsstrategie, die im April begonnen hat, nachdem das Land einen harten zweiten Lockdown von Dezember bis Februar durchgestanden hatte.

Zudem folgte Norwegen dem Beispiel Dänemarks, in dem es das Vakzin von Johnson und Johnson, das nur einmal genutzt werden muss, frei stellt.

Norwegens Mitte-Rechts-Regierung unter Erna Solberg wurde vor zwei Wochen abgewählt, doch die Pandemie bildete kein Wahlthema –  wenn man von Solbergs Geburtstagsparty im April absieht, wo sich die Landesmutter selbst nicht an die Restriktionen hielt und rechtmäßig zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.

Mit der Krisenpolitik als solche, die im Frühjahr 2020 mit einem harten Lockdown begann,  waren die Norweger jedoch zufrieden, 95 Prozent bewerteten die Impfkampagne positiv. Dies liegt auch an dem Staatsvertrauen, das für skandinavische Länder typisch ist.

Der Mediziner Geir Bukholm will jedoch nicht entwarnen, die Epidemie sei noch nicht vorbei. In dem niederschlagsreichen Land werde das Gesundheitssystem in der kalten Jahreszeit durch einen Mix aus Corona-, Grippe- und RS-Viren herausgefordert.

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