Russland: Wie wäre es mit Truppen oder Raketen in Lateinamerika?

Ukrainische Soldaten trainieren mit amerikanischen Javelin-Raketen. Bild: Ukrainisches Verteidigungsministerium

Der Kreml versucht, die russischen Sicherheitsinteressen dadurch deutlich zu machen, wie die USA reagieren würden, wenn in ihrem „Hinterhof“ russische Raketen und Truppen stationiert wären.

Die russische Regierung verfolgt normalerweise die Strategie, symmetrisch auf Aktionen des Westens zu reagieren. In Vertragsentwürfen wurden Zusagen gefordert, die Sicherheitsinteressen Russlands anerkennen: keine weitere Osterweiterung der Nato mehr, keine Stationierung von Raketensystemen an der Grenze und der Rückzug der Nato-Truppen aus den osteuropäischen Ländern.

Unmöglich heißt es unisono aus dem Westen, also von den USA, der Nato und der EU. Man könne keinem souveränen Staat verwehren, welchem Bündnis er sich anschließen will. Nato-Truppen an der Grenze zu Russland sind nur zur Verteidigung/Abschreckung da, russische Truppen auf russischem Territorium können nicht zu diesem Zweck da sein, sondern nur zur Vorbereitung eines Angriffskrieges. Und Raketensysteme an der russischen Grenze sind nach einseitigem Ausstieg der USA aus dem ABM-Vertrag nach Nato-Sprech nicht gegen Russland gerichtet und haben auch nicht den gleichfalls von den USA aufgekündigten INF-Vertrag verletzt, obgleich die Aegis-Abschusssysteme auch für mit Nuklearsprengköpfen ausrüstbaren Tomahawk-Mittelstreckenraketen dienen können.

Russland, so die Botschaft des Westen, habe keinen Grund, um seine Sicherheit oder sich vor einer Eindämmung zu fürchten, während der Westen in permanenter Sorge vor der russischen Aggression sich aufrüsten muss, aber immer für einen Dialog bereit ist, den jetzt erst die USA begonnen haben, was von vielen mit Argusaugen beäugt wird, weil die USA sich mit einer Einigung mit Russland militärisch aus Europa zurückziehen könnte, um alle Kräfte auf China auszurichten.

Aber vorerst ist, nachdem die ersten Gespräche, wie nicht anders zu erwarten, keine Fortschritte erbracht haben, Eskalation die Strategie, um den Gegner im Pokerspiel  zum Einlenken zu bringen. Man lässt die Muskeln spielen, was auch den Sinn haben könnte, eine Einigung zu finden, um einen Krieg abzuwenden. Das könnte gesichtswahrend sein, auch für die Beziehungen zu anderen Staaten, die dem Pokerspiel zuschauen und beobachten, wer Schwäche zeigt.

Russland hat nun, erstaunlich spät, einmal wieder symmetrisch reagiert und liebäugelt provokant damit, russische Truppen und Raketen in den Vorhof der USA zu verlegen, nämlich nach Kuba und/oder Venezuela, angeblich um die berechtigten Sorgen deutlich zu machen. Man dürfe nicht vergessen, sagte Dmitri Peskow süffisant, dass man bei der Verlegung militärischer Infrastruktur über souveräne Staaten spreche. Deren Entscheidung dürfe nicht eingeschränkt werden, hatte der Westen im Verweis zur Ukraine immer wieder gesagt. Insofern sollte es natürlich auch kein Problem sein, wenn Staaten in der Nähe der USA sich entscheiden, russische Truppen aufzunehmen oder Raketensysteme zu platzieren. Peskow zog den Vergleich mit Estland, das wie die anderen baltischen Staaten mehr Nato-Truppen auf seinem Territorium stationieren will. Das sei für Russland Grund zur Sorge.

Als der russische Außenminister Sergei Ryabkov erklärte, er könne nicht bestätigen und auch nicht ausschließen, dass Russland Truppen nach Lateinamerika verlegt, wenn die USA mit ihren Partner ihre militärische Aktiviäten an den Grenzen Russlands nicht beenden, reagierte Jack Sullivan, der Sicherheitsberater des Weißen Hauses, das sei nur „Gedrohe“. Das änderte sich aber schnell. Am Dienstag meinte er, die USA würden „entschieden“ reagieren, wenn Russland Raketen oder Truppen nach Kuba oder Venezuela verlegen.

Ob Kuba sich in das Spiel hineinziehen lässt, ist fraglich, Venezuela könnte aber durchaus bereit sein. Aber vorerst ist das nur eine Drohung, die eine Reaktion der USA beabsichtigt, dass dies für die amerikanischen Sicherheitsinteressen eine Bedrohung wäre. 2019 verursachten russische Kriegsschiffe in Kuba und die Landung von zwei strategischen Bombern in Venezuela große Aufregung in den USA, damals noch unter Trump. Washington forderte den umgehenden Abzug und proklamierte die Monroe-Doktrin, mit der die USA beanspruchen, dass auf ihrer Hemisphäre in Nord- und Südamerika keine ausländische Macht sich installieren darf, wie das die USA in Europa, Asien oder Afrika mit Hunderten von Stützpunkten machen.

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Ein Kommentar

  1. Dieser Kommentar ist sehr interessant aber leider traue ich mir auf diesen Kommentar nicht zu antworten da es in Deutschland keine Meinungsfreiheit mehr gibt ich möchte keine Verfolgung durch die Behörden ausgesetzt sein Meinungsfreiheit gibt es nicht mehr

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