Ukraine: Kampf gegen die russische Sprache

Verteilung von Ukrainisch und Russisch nach einer Umfrage 2003. Bild:Russianname/CC By-SA-2.5

Das Sprachengesetz, das Ukrainisch für viele Bereiche obligatorisch macht, gilt nun auch für Printmedien, die eine vollständige ukrainische Ausgabe anbieten müssen.

Die Ukraine setzt den nationalistischen Kurs fort, der auch gegen die eigenen Bürger geht, die russisch sprechen. Man wird sich daran erinnern, dass die Proteste in der Ostukraine auch durch einen Gesetzesvorschlag aufloderten, Russisch zu verbieten und nur Ukrainisch zur Landessprache zu machen. Russisch wird oder wurde von 30-50 Prozent der Ukrainer gesprochen und war im Osten und Süden seit 2012 nach dem Sprachengesetz eine regionale Amtssprache. Die durch den Sturz von Janukowitsch an die Macht gelangte ukrainische Regierung kassierte zwar 2014 die Aufhebung des Sprachengesetzes, aber das kam bereits zu spät, zumal Kiew versuchte, die Antimaidan-Proteste im Osten militärisch mit einer Antiterroroperation zu unterdrücken.

Um den russischen Einfluss abzuwehren, versuchen die ukrainischen Nationalisten im Parlament und in der Regierung seit Beginn, möglichst alle religiösen, kulturellen und sprachlichen Traditionen, die mit Russland und dem Kommunismus verbunden sind, zu kappen. Zahlreiche Sender, Websites und auch Journalisten, ebenso Dienste wie VK oder Yandex, wurden verboten. Bekämpft werden auch russische Filme und anderer russischer Content in Medien.

Letztes Jahr wurden 112 Ukraine, NewsOne and ZIK TV verboten, die mit dem Oligarchen und eher prorussischen Oppositionsführer Viktor Medvedchuk in Verbindung stehen, aber ihm zumindest nicht offiziell gehören. YouTube hat die Sender ebenfalls verbannt. Die ukrainische Regierung sagt, sie würden die nationale Sicherheit bedrohen und seien Teil des Propagandakriegs. Im Konflikt mit Russland und den Separatisten im Donbass wird auch die russische Sprache selbst zur Bedrohung, der man mit einer sprachlichen Säuberung zu begegnen sucht, wie dies offenbar auch in den „Volksrepubliken“ umgekehrt mit der ukrainischen Sprache gemacht wird.

Ab 16. Januar müssen in der Ukraine nach dem Artikel 25 des „Gesetzes zur Gewährleistung der ukrainischen Sprache als Landessprache“ alle nationalen Printmedien in ukrainischer Sprache publiziert werden, ab Juli 2024 auch alle regionale Medien. Die Printmedien können auch weiterhin in anderen Sprachen erscheinen, aber sie müssen am selben Tag in ukrainischer Sprache mit demselben Cover, Inhalt und Umfang verbreitet werden. Die Verbreitung im Abonnement ist gestattet, wenn auch  die Möglichkeit besteht, das Printmedium in der Landessprache zu abonnieren. Immer muss die ukrainische Ausgabe mindestens die Auflage wie die in einer anderen Sprache haben. Damit sind vermutlich russische Printmedien, zumal die Auflagen von Printmedien sowieso sinken, nicht mehr finanzierbar.

Es geht vor allem gegen Russisch, aber um das rechtlich durchzusetzen, müssen auch alle anderen Sprachen und Sprecher in der Ukraine diskriminiert werden. Es ist überdies verboten, Informationen in einer anderen Sprache in gedruckte Veröffentlichungen wie in Ankündigungen, Werbeinformationen usw. Ausnahmen sind in Teil 5 des Artikels 25 des Gesetzes aufgeführt: Dazu gehören die englische Sprache, die Amtssprachen der Europäischen Union, Krimtatarisch, Sprachen anderer indigener Völker der Ukraine. Russisch wurde nicht in diese Liste aufgenommen.

Das Gesetz „Über die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der ukrainischen Sprache als Staatssprache“ wurde im April 2019 verabschiedet. Er legte die ukrainische Sprache als obligatorisch für Staatsführung und Abgeordnete, Richter und Staatsanwälte, Mitarbeiter der Nationalbank der Ukraine, Offiziere, Lehrer und Ärzte in staatlichen und kommunalen Gesundheitseinrichtungen fest.  Privat muss man  noch nicht ukrainisch sprechen, aber jeder Bürger der Ukraine ist verpflichtet, die Staatssprache als Sprache seiner Staatsbürgerschaft zu beherrschen.

Computerprogramme müssen auf Ukrainisch und/oder Englisch oder den Sprachen der Europäischen Union vorliegen. Auch im Fernsehen, im Internet, bei Theateraufführungen, Konzerten, Filmen und TV-Serien und bei der Synchronisation von Filmen ist Ukrainisch verpflichtend. Die Mehrzahl der Bücher in Buchhandlungen und von Verlagen ukrainischer Sprache sein. Und auch Angestellte von Supermärkten, Restaurants, Cafes, Sporteinrichtungen, Friseursalons und anderen Dienstleistungsbetrieben müssen seit letztem Jahr Kunden auf Ukrainisch bedienen. Die Forderung nach Mehrsprachigkeit kann mit einem Aufruf zum Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung gleichgesetzt und geahndet werden.

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6 Kommentare

  1. “ In Büchereien muss die Mehrzahl der Bücher in ukrainischer Sprache sein. “

    Dann ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die (auf dem Territorium der heutigen Ukraine geborenen) Schriftsteller Bulgakov und Gogol als „Sprachenverräter“ bezeichnet werden, und nur noch in ukrainischer Übersetzung gelesen werden dürfen, zogen sie es doch vor, sich einer Literatursprache zu bedienen.

    Und ob das so auf Wikipedia stehen bleiben darf, ist doch sehr die Frage:

    „Michail Afanassjewitsch Bulgakow…. 3. Maijul. / 15. Mai 1891greg. in Kiew, Russisches Kaiserreich….. gilt als einer der großen Satiriker der russischen Literatur. “

    “ Nikolai Wassiljewitsch Gogol…..war ein russischer Schriftsteller ukrainischer Herkunft (damals als „Kleinrussland“ bezeichnet). Er ist einer der wichtigsten Vertreter der russischen Literatur. „

    1. Ich muss leider gestehen, dass mir ein Fehler unterlaufen ist, es sind Buchhandlungen und Verlage, nicht Büchereien, die mehr als die Hälfte ihrer Bücher in ukrainischer Sprache anbieten müssen. Möglicherweise ist das auch in Büchereien so, das habe ich aber nicht nachprüfen können.

  2. Was da steht, stimmt halt einfach nicht. Mittlerweile gibt es leider genügend Gelegenheit, Flüchtlinge aus Charkiw oder dem Donbass persönlich zu fragen, wie es dort wirklich war.

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