Verschwinden eines Arztes, der Nawalny in Omsk behandelt hatte, führt zu Gerüchteküche

Alexander Murakhovsky. Bild: Sputnik / Aleksandr Kryazhev

Alexander Murakhovsky ist in den sibirischen Wäldern verschwunden. Er hatte bestritten, dass Nawalny vergiftet wurde und war im November 2020 zum regionalen Gesundheitsminister befördert worden.

Alexander Murakhovsky ist nach Angaben der russischen Polizei seit dem 7. Mai verschwunden. Er habe mit seinem Auto in der Region Omsk eine Jagdunterkunft verlassen und wurde seitdem nicht mehr gesehen. Man habe ein Fahrzeug in der sumpfigen Gegend entdeckt. In der Gegend seien Bären gesichtet worden.  Die Polizei sucht weiter nach ihm, seit heute werden dazu auch Drohnen eingesetzt.

Murakhovsky war Chefarzt der Omsker Notfallklinik, in die Nawalny eingeliefert und behandelt wurde. Er hatte erklärt, dass in Nawalnys Proben keine Nowitschok und auch keine anderen Gifte entdeckt wurden. Auffällig war, dass der Arzt wenig später zum Gesundheitsminister der Region befördert wurde. Vermutet wurde, dass der damalige Chefarzt der Notfallklinik Omsk für das Abstreiten einer Vergiftung oder das Verschweigen von Informationen mit einer Beförderung belohnt worden sein könnte.

Nach der Überführung Nawalnys nach Deutschland erklärten die Ärzte der Charité, dass der russische Oppositionspolitiker Opfer einer Vergiftung mit einer Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer geworden sei. Dazu gehören sowohl Medikamente etwa gegen Alzheimer, als auch viele Nervengifte wie Sarin und Nowitschok.

Die russischen Ärzte hatten zwar Nawalny mit Atropin behandelt und ihm damit vermutlich das Leben gerettet, aber hatten schon vor der Überführung eine Vergiftung ausgeschlossen. Oxybutyrate und Barbiturate seien „mit Sicherheit“ nicht nachgewiesen worden, Schlaganfall, Herzinfarkt oder infektiöse Erkrankung hatte man schon zuvor ausgeschlossen. Er sei wegen einer Stoffwechselstörung, die einen starken Abfall des Blutzuckers hervorrief, kollabiert, hatte Alexander Murakhovsky versichert.

Sehr viel öfter hatte sich allerdings der Chef-Toxikologe der Region Omsk, Alexander Sabaev, geäußert. Er hatte gesagt, man habe Nawalny zunächst wegen des Verdachts auf Vergiftung behandelt. Nach den ersten Untersuchungsergebnissen von Proben, die sechs Stunden nach seiner Einlieferung kamen, habe sich das aber nicht bestätigt. Auch später erklärte er, Nowitschok sei nicht im Spiel gewesen und sprach ebenfalls von einer Stoffwechselstörung, einem metabolischen Koma. Offenbar zeigte Nawalny, wie auch andere Ärzte bestätigten, nicht nur die Symptome einer typischen Vergiftung mit Organophosphaten.

Zumindest nach den Informationen der russischen Polizei und der Medien scheint das Verschwinden von Murakhovsky nichts mit dem Fall Nawalny zu tun zu haben. Man könnte spekulieren, dass er Selbstmord begangen hat – aus schlechtem Gewissen? Aber der Fall löst in westlichen Medien den Verdacht aus, dass der regionale Gesundheitsminister beseitigt worden sein könnte. Verwiesen wird darauf, dass bereits der stellvertretende medizinische Leiter  und Chef-Anästhesiologe Sergey Maximishin an der Omsker Notfallklinik im Alter von 55 Jahren plötzlich im Februar 2021 verstorben war. Anatoly Kalinichenko, der stellvertretende Chefarzt, trat im Oktober 2020 zurück. Er soll Nawalny ins künstliche Koma versetzt haben. Und dann gibt es noch einen weiteren Arzt der Klinik. Rustam Agishev (63) war im März an einem Herzinfarkt verstorben. Er hatte aber wohl mit mit Nawalny nichts zu tun.

Update:  Murakhovsky wurde heute gefunden und sicherheitshalber in ein Krankenhaus gebracht.

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