Impfung gegen „Zombie-Zellen“ zur Lebensverlängerung?

Bild: Tim Reckman/CC BY-2.0

Japanische Wissenschaftler zeigten in Versuchen an Mäusen, dass eine Impfung Antikörper gegen alternde Zellen bildet, die für Arteriosklerose und andere altersbedingte Krankheiten verantwortlich sind.

Impfen kann nicht nur das Immunsystem gegen Viren scharf machen, entwickelt werden die neuen mRNA-Impfstoffe auch gegen Krebs. Und es könnte eine neue Anwendung geben, die möglicherweise bei Erfolg dann doch auch Impfmuffel attraktiv finden könnten, die vielleicht viele belastende Stoffe durch Nahrung und Medikamente in den Körper einführen, aber etwas gegen die Nadel haben.

Japanische Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Altern, vielmehr gegen körperliche Verfallserscheinungen, die mit dem natürlichen Altern einhergehen, wie sie in Nature Ageing schreiben. Angriffspunkt des Impfstoffs sind alternde Zellen, auch Zombie-Zellen genannt, weil sie sich nicht mehr teilen, aber auch  nicht absterben. Sie sammeln sich in Geweben an, beispielsweise bilden alternde Endothelzellen, die innerste Schicht der Blutgefäße, Arteriosklerose-Plaque, also Arterienverkalkung.

Die Arterien verhärten sich vornehmlich bei älteren Menschen, das Blut kann nicht mehr so gut fließen, es kann sich ein Pfropf bilden, wodurch ein Infarkt ausgelöst werden kann. Gleichzeitig können alternde Endothelzellen chronische Entzündungen durch SASP-Faktoren (Senescence Associated Secretory Phenotype verursachen, woraus  Typ-2-Diabetes, aber eben auch Arteriosklerose entstehen kann. Führt man in jungen Mäusen alternde oder Zombie-Zellen ein, so verkürzt sich ihre gesunde Lebenszeit und werden sie anhaltend geschädigt.

Bekannt ist, dass die Unterdrückung des Proteins  Protein p53 und des CDK-Inhibitor 1 (p21) in vaskulärem und adipösem Gewebe die Entwicklung von Arteriosklerose und Diabetes verhindert, allerdings wird dann die Entstehung von Krebs begünstigt. In Mäusen hat sich bei Versuchen gezeigt, dass die Ausschaltung von alternden p16-postiven  Zellen Tumorbildungen verzögert, altersbedingte Krankheiten verbessert und das Leben verlängert. Es gibt mehrere solcher Senolytica, mit denen altersbedingte Krankheiten zurückentwickelt und die Lebenszeit verlängern können. Die japanischen Wissenschaftler sagen aber, dass bislang noch wenig über die Sicherheit und Spezifität bekannt sei. Deswegen müsste zellspezifische Behandlungen entwickelt werden, die unerwünschte Zellen ausschalten, aber ohne die heilsamen Wirkungen etwa für die Zellreparatur zu beeinträchtigen.

Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf Seno-Antigene, die von alternden Endothel-Zellen gebildet werden, und entdeckten, dass das Protein GPNMB in alten Mäusen übermäßig von den Endothel-Zellengebildet wird. Es findet sich auch in Aorten, in der Lunge, im Bauchfett oder im Knochenmark in Mäusen, die fettreich ernährt werden. Vermehrte GPNMB-Proteine finden sich auch in Menschen mit Arteriosklerose, aber nicht bei gesunden. Schaltet man GPNMB-positive Zellen aus, verringert sich das Risiko für Arteriosklerose.

Die Wissenschaftler entwickelten ein Vakzin mit einer Peptid-Sequenz von GPNMB, um die Bildung von Antikörpern anzuregen. In den Versuchen mit Mäusen bildeten die mit dem Vakzin geimpften Mäuse  NK-Zellen (natürliche Killerzellen), die auf die alternden GPNMB-positiven Zellen losgingen. Zudem zeigten sich bei Mäusen, die fettreich ernährt wurden, nach der Impfung Verbesserungen im Bauchfettgewebe. Normale Mäuse lebten nach der Spritze ein paar Wochen länger als Mäuse in der Kontrollgruppe. Insgesamt verbesserte die Eliminierung der alternden GPNMB-Zellen durch die Impfung „die Atherogenese und Stoffwechselstörungen bei Mäusen. Die Eliminierung dieser Zellen verbesserte auch die normale und pathologische Alterung bei alten Mäusen und verlängerte die Lebensspanne von Mäusen mit vorzeitiger Alterung.“ Die Wissenschaftler versprechen eine mögliche Impfung „gegen Arterienverkalkung, Diabetes und andere altersbedingte Erkrankungen“.

Manche träumen davon, dass Altern insgesamt eine behandelbare Krankheit sein könnte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es jedoch ein oberes Limit, das nicht überschritten werden kann und wahrscheinlich maximal zwischen 130 und 150 Jahren liegt. Die allgemeine Lebenserwartung ist vor allem deswegen gestiegen, weil immer weniger Menschen jung sterben und manche Krankheiten besser behandelt werden können.

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2 Kommentare

  1. Alles, was geboren wird, ist es Wert zu sterben.
    Na klar denkt ein Mitteleuropäer daran, dass das Alter beim Tod 120 bis 150 Jahre beträgt. Darum geht es aber nicht in der Welt. Die meisten Menschen meinen sich für das Alter zu abzusichern, indem massenhaft Kinder gezeugt werden, die dann einen Brosamen für die alten übrig lassen. Was haben die davon, wenn sie noch 100 Jahre älter werden? Gerade lese ich hier, dass die Lebenserwartung in den USA sinkt.
    Die bekommen nicht einmal die Corona „Überschüsse“, Patentfreigabe sowieso nicht. In das Vakuum wird wohl China fallen.
    Zurück nach Mitteleuropa bzw. Deutschland. Um die Rente zu sichern und erst einmal bis 70 Jahre arbeiten zu können muss der Körper hergerichtet werden. Da ist es wichtig die Leistungsfähigkeit zu erhalten bzw. zu steigern. Gewöhnung ist ja schon da, durch Corona. Es steht zu befürchten, dass die Spritzen dann privat zu zahlen sind.
    Die Welt braucht solche Spritzen nicht. Ich bin 73 Jahre, war Betonbauer, mir graut es, wenn ich denke, dass ich mich noch 50 Jahre dahinschleppen muss oder soll.
    Ich würde ja gerne noch was arbeiten, aber entsprechen meines alters. Warum? Mich bringt sonst die Langeweile um.
    Was nicht debattiert wird, ist wie der Geist beweglich bleibt, wer sollte das auch brauchen. Gut sind da einige Seiten im Internet, nur das stehst du mit Frust auf, weil Lösungen nicht möglich scheinen. Bücher habe zumindest ich kein Geld, da scheint es aber gute zu geben auch vom Autor. Das wohl auch. https://www.youtube.com/watch?v=944i3agh1yQ&t=26s
    Was ist es, das mich 150 Jahre alt werden lassen kann? Ich denke heute oft, wenn ich mein Leben passieren lasse, warum warst du darauf so scharf? Heute geht es mir am A… vorbei. Was fehlt, ist Raum zum Leben.

  2. Warum nicht, ist doch toll 150 Jahre leben? „Den Transhumanismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“
    Eine bescheidene Anmerkung sei allerdings erlaubt, so rein technologisch. Bei den Corona-Impfstoffen, mit einer ähnlichen Technologie, entwickeln sich ja durch aus fundierte Vorstellungen dass deren Anwendung schwächen von Menschen verstärkt. Einige zeigen auf Statistiken und wollen eine Übersterblichkeit seit Beginn der Massenimpfungen erkennen können. Könnte also ein teures Nullsummenspiel sein, das am Ende sogar Lebensqualität kostet.
    Und dann ist da auch noch die Perspektive der „nicht Materialisten“, die das Bewusstsein ausserhalb der Materie vermuten. Wenn die recht haben sperren die Kunden der Transhumanisten ihr Bewusstsein womöglich länger in dieser Biomasse ein als gut sein könnte. Denn ohne Tod keine Weiterentwicklung mehr.

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