Kamikaze-Kampfroboter nach Vorbild von „Goliath“ der deutschen Wehrmacht

Kampf- bzw. Kamikazeroboter Jaeger. Bild: GaardTech

GaardTechs schwarmfähige und gepanzerte Kampfroboter können beladen mit Sprengstoff mit 90 km/h ein Ziel rammen und sprengen. Das australische Militär ist interessiert.

Das australische Unternehmen GaardTech stellt normalerweise für das Training nachgebaute Militärfahrzeuge wie Panzer oder Artilleriesysteme her. Sie sind in Größe, Form, Signatur und für elektronische Kriegsführung exakt nachgebaute kostengünstige Attrappen aus Plastik, Fiberglas und Metall. Sie sollen jede Bedrohung mit hoher visueller und thermischer Genauigkeit nachbilden und können aus der Ferne gesteuert werden. Die Attrappen dienen als Angriffsfahrzeuge und Übungsziele bei Manövern. Nicht nur das australische Militär bedient sich der ausgefuchsten Kriegsspielzeuge, auch das U.S. Marine Corps hat für eine Übung in Australien und die britische Armee solche erworben.

Im Juni hat die Firma einen Kampfroboter für den wirklichen Einsatz vorgestellt. Gerade wurde der erste Vertrag mit der australischen Armee abgeschlossen, um diesen 2022 zu testen. Vorbild ist Goliath, ein 1,60 m langer Kamikaze-Kleinpanzer, der am Ende des Zweiten Weltkriegs von der Wehrmacht eingesetzt wurde, um auch bereits ohne Fahrer ferngelenkt über Funk mit einer Sprengladung zu seinem Ziel gesteuert werden konnte. Damit sollten feindliche Stellungen und Fahrzeuge, aber auch Brücken und Bunker angegriffen und zerstört werden. Eigentlich hatten die Franzosen diesen Sprengpanzer entwickelt, der dann von Borgward im Auftrag der Wehrmacht als Raupenfahrzeug nachgebaut wurde und je nach Version eine Sprengladung von bis zu 100 kg mit sich führen konnte. Zuerst fuhr Goliath elektrisch, dann mit einem Verbrennungsmotor. Mit diesem konnte er ein paar Kilometer fahren, allerdings mit 10 km/h ziemlich langsam.

Die Sprengpanzer gab es in drei Größen, der größte war der 3,6 oder 4,5 Tonnen schwere Ladungsträger Borgward B IV, der mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h und einer Reichweite von 120 km eine Sprengladung bis zu 500 kg transportieren konnte. B IV wurde von einem Fahrer bis kurz vor das Ziel gefahren und wurde erst am Schluss ferngesteuert. Er konnte auch die Sprengladung absetzen und wieder zurückfahren.

Ihren Sprengpanzer, der aber auch mit einer Schusswaffe ausgerüstet werden kann, nannten die Australier Jaeger. Das unbemannte Kamikaze-Bodenfahrzeug fährt auf Rädern, ist mit Sensoren und einer Kommunikationserbindung ausgestattet. Gedacht ist er als eine Art Wächter, der in Stellung steht – die Batterie soll für drei Monate reichen -, bis er mit seinen Sensoren ein feindliches Fahrzeug oder einen Gegner identifiziert und nach erhaltener Genehmigung im Goliath-Modus automatisch angreift und beim Aufprall die Sprengladung detoniert. Im Chariot-Modus wird der Gegner mit einer Waffe angegriffen, wahrscheinlich mit einem Maschinengewehr. Anders als Goliath kann Jaeger mit 90 km/h in sein Ziel rasen, sein Panzer hält Schüssen mit einem Kaliber 50 Maschinengewehr stand. Firmengründer Bisgaard verspricht, dass niemand sonst auf der Welt etwas ähnliches macht: „Ich denke, in diese Richtung geht die Zukunft – verbrauchbare Technik, die hoch tödlich ist.“

Man kann davon ausgehen, dass der „human in the loop“ nur eine jetzt noch politisch erforderliche Zwischenlösung ist, bevor Jaeger autonom in Stellung und auf Jagd geht. Zusammen mit Kampfdrohnen und unbemannten Kampfschiffen werden Kampfroboter natürlich nicht nur das tödliche Spielzeug von Militärs sein, sondern dies auch für die Polizei und Sicherheitskräfte, für Kriminelle, Aufständische und Terroristen werden. Die Begeisterung wird sich in Panik verkehren, wenn die zunächst von Militärs im Ausland eingesetzten Kampfroboter sich auch gegen sie selbst richten und im bislang sicheren Heimatland eingesetzt werden, wo die Schutzvorkehrungen entsprechend aufgebläht werden müssen. Man kann davon ausgehen, dass Kampfdrohnen die Schwelle bei Militärs und Geheimdiensten für „gezielte Tötungen“, also für Mordanschläge, gesenkt haben.

Das wird auch mit Jaeger und anderen Kampfrobotern der Fall sein, die das Leben der Angreifer schonen und Selbstmordattentäter, Vorläufer der Kamikaze-Roboter, ersetzen können, zumindest dann, wenn Menschenleben teurer als die Roboter sind. Aber in vielen Ländern sind offenbar Menschen als Selbstmordattentäter günstiger und praktischer als Roboter. Der Islamische Staat hat zwar an Roboterfahrzeugen gearbeitet und mit Sprengstoff bewaffnete Drohnen verwendet, im Untergrund bleibt es aber weiterhin beim einfacheren Opfern von Menschen, die überflüssig zu sein scheinen.

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