Vollständig geimpft?

Bild: CDC

Weil Booster-Impfungen nun empfohlen werden,  kündigte die Direktorin der US-Gesundheitsbehörde CDC schon einmal an, dass die Definition „vollständig geimpft“ verändert werden müsste.

 

Das RKI erklärt apodiktisch: „Die COVID-19-Impfung schützt vor COVID-19.“ Auch das RKI räumt ein, dass zumindest hinsichtlich der Delta-Variante der Impfschutz schneller als gegenüber den bekannten anderen Varianten nachlässt und dass insbesondere bei älteren Menschen die Wahrscheinlichkeit für Impfdurchbrüche auch nach „vollständiger Impfung“ zunimmt. Daher empfiehlt das RKI eine dritte Auffrisch- oder Booster-Impfung mit einem der mRNA-Impfstoffe 6 Monate nach erfolgter Grundimmunisierung für Menschen über 70 Jahren, Bewohnende und Betreute in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen, Pflegepersonal und medizinisches Personal.

 

Als „vollständig geimpft“ gelten derzeit noch „Personen, die mit einem in der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoff geimpft wurden und bei denen nach Gabe der letzten Impfstoffdosis mindestens 14 Tage vergangen sind“. Normalerweise sind es zwei Impfungen, bei dem Janssen-Impfstoff reicht eine Impfung (Stand 24.10.2021). Das Bundesgesundheitsministerium schreibt: „Als vollständig Geimpfte gelten Personen, die noch nicht nachweislich an COVID-19 erkrankt waren und einen Impfnachweis auf Papier oder in elektronischer Form haben und die letzte erforderliche Einzelimpfung vor über 14 Tagen erhalten haben.“

In den USA ist die Regelung ähnlich. Nach der Gesundheitsbehörde CDC sind vollständig geimpfte Personen  „≥14 Tage nach Abschluss der primären Serie eines von der FDA zugelassenen COVID-19-Impfstoffs“. Die Definition impliziert auch, dass vollständig Geimpfte von Einschränkungen ausgenommen werden.

CDC-Direktorin Rochelle Walensky sagte am Freitag, es könne notwendig werden, die Definition anzupassen, wer vollständig geimpft ist. Einen Tag zuvor hatten die CDC erklärt, dass bestimmte Personengruppen 6 Monate nach der zweiten Impfung eine Booster-Impfung erhalten können: Über-65-Jährige und Über-18-Jährige, die in Pflegeheimen leben, Vorerkrankungen haben oder in Hochrisiko-Bedingungen leben oder arbeiten. Das sind um die 70 Millionen Personen sein. Nach dem Corona-Koordinator vom Weißen Haus, Jeff Zients, soll in den nächsten Monaten mehr als 120 Millionen die Möglichkeit einer Booster-Impfung angeboten werden.

Wenn mehr Menschen dreimal geimpft sind, um den Schutz zu erhöhen, der besonders bei Älteren schnell geringer zu werden scheint, wird tatsächlich die Definition schräg. Vollständig geimpft, im Sinn des maximalen Schutzes, wären dann die dreimal Geimpften. Er könnte aber erneut nicht lange anhalten und eine weitere oder regelmäßige Impfungen erforderlich werden, z.B. auch, wenn Covid-19 eine saisonale Infektion wie die Grippe ist  (Studie: „Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 müssen saisonal oder jährlich aktualisiert werden“). Dann macht der Begriff keinen Sinn mehr.

Vermutlich will aber Walensky auch den Druck erhöhen. Erst  57,4 Prozent der Amerikaner sind vollständig geimpft, 6,6 Prozent davon (12,5 Millionen – zum Vergleich in D: 1,5 Millionen) haben bereits eine dritte Impfung erhalten, bei der Risikogruppe der Über-65-Jährigen sind es nur 16,8 Prozent. Der Widerstand ist weiterhin groß, die Frage wird auch sein, ob sich viele oder alle der jetzt „vollständig Geimpften“ noch einmal impfen lassen. Aus Sicht der CDC dürfte die Gefahr bestehen, dass sich weniger Menschen impfen lassen, wenn sich die Impfdurchbrüche erhöhen (Warum häufen sich die Impfdurchbrüche?), was den Anschein erwecken kann, dass die Impfung kaum schützt.

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