Vor 10 Jahren gab es bereits Verwandte von Sars-CoV-2 in Kambodscha

Eine Hufeisenfledermaus aus Thailand. Bild: Rohit.chakravarty/CC BY-SA-3.0

Unbekannt ist der Ursprung von Covid-19 weiterhin, nach dem Fund an nicht in China lebenden Fledermäusen könnten mit Sars-CoV-2 verwandte Viren in ganz Südostasien vorkommen

 

Das WHO-Team, das in China dem Ursprung von Covid-19 nachgehen soll, hat nach Abdienen der Quarantäne  seine Arbeit aufgenommen. Vermutet wird weiterhin, wenn man nicht der Hypothese anhängt, dass das Virus in einem Labor gezüchtet und versehentlich oder absichtlich ins Freie gelangt, dass Tiermärkte in Wuhan der Superspreader-Ort waren und dass die mutierte Coronavirus-Variante von Fledermäusen in der Provinz Yunnan auf Menschen übergesprungen ist. In China glaubt man auch, dass Sars-CoV-2 aus dem Ausland eingeschleppt worden sein könnte.

Im Zuge der WHO-Nachforschungen könnte ein Fund des Pasteur-Instituts in Phnom Pen , der bereits im November bekannt wurde, größere Aufmerksamkeit finden, dass in Proben von Hufeisenfledermäusen aus Kambodscha enge Verwandte von Sars-CoV-2 identifiziert wurden. Die Proben, so schreiben die Wissenschaftler in ihrer jetzt erschienenen Veröffentlichung, waren bereits 2010 entnommen und seitdem tiefgefroren gewesen. Die hier gefundenen Viren sollen eine genetische Ähnlichkeit von 92,6% mit Sars-CoV-2 besitzen, die bislang nächsten Verwandten aus den Fledermäusen in Yunnan haben eine Ähnlichkeit von  96,2%.

Über 7% Unterschied ist allerdings schon erheblich, wenn man als Vergleich den genetischen Unterschied zwischen dem Menschen und seinen nächsten Verwandten, den Menschenaffen, heranzieht. Schimpansen, unsere nächsten Verwandten, sind genetisch zu 1,3 Prozent verschieden. Größer ist der Abstand auch nicht zu den Bonobos, während die Gorillas sich schon zu 1,75% unterscheiden. Bei Mäusen liegt eine Ähnlichkeit von 95% vor. Allerdings lässt sich schwer ein Vergleich daraus ableiten. Das menschliche Genom besteht aus 3,2 Milliarden Basenpaaren, das RNA-Genom von  Sars-CoV-2 aus 30.000, auch wenn dies nach dem RKI  das größte bekannte Genom aller RNA-Viren ist.

Nach den Wissenschaftlern vom Pasteur-Institut zeigt der Fund in Kambodscha, dass „Südostasien eine Schlüsselregion für die fortgesetzte Suche nach den Ursprüngen von Sars-CoV-2 und in Zukunft für die Überwachung von Coronaviren darstellt“. Nach dem Ausbruch von Covid-19 führten die Wissenschaftler im Pasteur-Institut Tests an 430 gesammelte Proben von 8 Fledermausfamilien durch, davon fielen 16 für Coronaviren positiv aus, darunter die zwei fast identischen Sars-CoV-2-Verwandten, die beide von den Hufeisenfledermäusen stammten. Die Wissenschaftler sagen nicht, dass sie damit den Ursprung von Covid-19 entdeckt haben, sie machen aber darauf aufmerksam, dass mit Sars-CoV-2 verbundene Viren nicht nur in China, sondern in der ganzen Region verbreitet sein könnten. Die Hufeisenfledermausart, in der die nahen Verwandten gefunden wurden, kommen auch in China nicht vor.

460 Infizierte, keine Toten

Kambodscha wurde weitgehend von Covid-19 verschont. Es wurden nur 460 positiv Getestete identifiziert.  Am 27. Januar 2020 wurde der erste Infizierte in Kambodscha ausgemacht.  Unklar ist, wie viele Tests ausgeführt wurden. Das Pasteur-Institut sagt, man habe 220.000 PCR-Tests durchgeführt und dabei 443 Fälle der insgesamt 460 identifiziert. Man kann davon ausgehen, dass wenig Tests ausgeführt wurden und auch deshalb die Infektionsrate so niedrig ist.

Der Erfolg wird darauf zurückgeführt, dass die autoritäre Regierung schnell handelte und ein ausuferndes Notfallgesetz verabschiedete, um das Infektionsgeschehen zu überwachen und Kontakte nachzuverfolgen – und gleich auch die Opposition besser im Griff zu haben. Geholfen könnte haben, dass Dreiviertel der Bevölkerung auf dem Land leben.

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